Im medialen Mainstream des Westens wächst die Sorge wegen der Rolle, die russische Medien in der Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt spielen. Am 14. Mai haben gleich zwei führende europäische Zeitungen Artikel veröffentlicht, in denen sie den russischen Auslandssender RT angriffen. Dem Medium wurden Propaganda und Desinformation vorgeworfen.
Die britische Daily Mail zählt in ihrem Artikel mit dem Titel "Köpfe der Hydra" die "von Wladimir Putin handverlesenen Top-Propagandisten" auf, die demnach die öffentliche Meinung über den Ukraine-Konflikt gestalten. Unter den "führenden Persönlichkeiten", die für die Durchsetzung der russischen Sichtweise in der in- und ausländischen Medienlandschaft ausschlaggebend sind, nennt das Blatt auch die RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan.
Im Profil der 43-Jährigen weist die Daily Mail unter anderem darauf hin, dass der russische Auslandssender unter der Leitung von Simonjan es geschafft habe, "einen bedeutenden englischsprachigen Medienbetrieb aufzubauen". Der Sender sei zu einer tragenden Säule der britischen Medienlandschaft geworden und habe dabei zeitweise als eines der wenigen russischen Medien gegolten, die sich durch keine offensichtliche Linientreue gegenüber dem Kreml auszeichnen.
Das Blatt schreibt zudem, dass Simonjan dank ihrer "tapferen Vor-Ort-Reportagen" über den Zweiten Tschetschenienkrieg und das Geiseldrama in Beslan Lob und Beifall verdient habe und dank ihrer Loyalität gegenüber dem Kreml zu einem der Lieblinge von Präsident Wladimir Putin geworden sei. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges behaupte Simonjan, dass Moskau keinen Krieg gegen die Ukraine führe, sondern gegen den Westen kämpfe. Dem Nachbarland werfe sie Verrat vor, weil es sich auf die Seite der NATO geschlagen habe.
Die deutsche Bild schreibt ihrerseits unter Berufung auf die EU-Kommissarin für Werte und Transparenz, Věra Jourová, über einen immer stärkeren Einfluss der staatlichen russischen Medien auf das europäische Publikum. Nach Angaben der ranghohen EU-Beamtin investiere Russland Milliarden in seine Propaganda, während die EU dem kaum etwas entgegensetze. Jourová wird von der Zeitung mit den Worten zitiert:
"Die EU und die Mitgliedsstaaten müssen mehr in strategische Kommunikation und den Kampf gegen Desinformation investieren."
Die EU-Kommissarin begründet dies damit, dass Propaganda und Desinformation ein wichtiger Bestandteil des Ukraine-Krieges seien. In diesem Zusammenhang sei das deutsche Publikum für Russland wichtig. Wenn man Deutschland breche, dann werde man die gesamte EU schwächen. Jourová sieht eine Unterwanderung der Friedensbewegung:
"Zu behaupten, jeder, der Waffen liefert, sei ein Kriegstreiber, ist extrem gefährlich. Das dient nur dazu, den Rückhalt für die Ukraine zu schwächen."
Deswegen fordert sie eine konstante Unterstützung für die Ukraine, sich dieses Land auch für die EU dem monströsen Russland Putins in den Weg stelle. In diesem Kontext hält Jourová es für richtig, RT in Deutschland und Frankreich in den Ruin zu treiben. Der russische Auslandssender sei kein Medium, sondern eine Kriegspropagandawaffe des Kremls und habe daher in Europa nichts zu suchen. Stattdessen fordert sie Unterstützung für die unabhängigen russischen Medien in Berlin und in anderen europäischen Städten.
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