Der russische Unternehmer Artjom Uss hat am Dienstag der Agentur RIA Nowosti gesagt, er befinde sich nach der Flucht aus dem italienischen Hausarrest wieder in seinem Heimaltland. Der von den USA gesuchte Sohn des Gouverneurs der sibirischen Region Krasnojarsk wurde mit den Worten zitiert:
"Ich bin in Russland. In diesen paar besonders dramatischen Tagen waren mit mir starke und zuverlässige Menschen. Danke ihnen."
Seine filmreife Flucht rechtfertigte der 40-Jährige damit, dass er seinen Glauben an die Objektivität der italienischen Justiz verloren habe. Das italienische Gericht, das zuvor seine Auslieferung an die USA genehmigt hatte, habe sich als politisch engagiert erwiesen. Die Justiz des EU-Landes sei leider bereit, dem Druck von US-Behörden nachzugeben.
Uss beklagte, dass heute in der internationalen Realität gegen russische Bürger "ohne Regeln" vorgegangen werde. Daher sei seine Rückkehr in die Heimat, wenn auch auf diese ungewöhnliche Weise, ein Sieg.
Die Pressestelle des Gouverneurs der Region Krasnojarsk bestätigte der Agentur Interfax, dass sich Artjom Uss jetzt in Russland befinde. Dabei wurde nicht darauf eingegangen, ob der Politiker mit seinem Sohn bereits gesprochen hat.
Später berichtete Interfax unter Berufung auf den Anwalt des 40-Jährigen, dass sich sein Mandant freiwillig den russischen Ermittlungsbehörden in Moskau gestellt habe. Uss habe dabei auf Fragen bezüglich der gegen ihn in Russland laufenden Untersuchung geantwortet. Nach der Vernehmung sei ein in Abwesenheit gegen ihn angeordneter Hausarrest aufgehoben worden. Dafür habe der Gouverneurssohn jedoch eine schriftliche Erklärung unterzeichnen müssen, seinen Aufenthaltsort nicht zu verlassen. Der Anwalt zeigte sich zuversichtlich, dass Uss es schaffen werde, den russischen Behörden seine Unschuld zu beweisen.
Uss war am 17. Oktober 2022 am internationalen Flughafen Mailand-Malpensa festgenommen worden, nachdem die USA ihn und vier weitere Bürger Russlands der Geldwäsche und Umgehung von Sanktionen verdächtigt hatten. An jenem Tag wollte der Gouverneurssohn in die Türkei fliegen. Der 40-Jährige wurde in dem EU-Land unter Hausarrest gestellt. Nach seiner Festnahme beantragte Russland ebenfalls die Auslieferung von Uss aufgrund eines Strafverfahrens wegen Geldwäsche. Der Verdächtige bat Mitte Januar 2023 das zuständige italienische Gericht, ihn an Russland auszuliefern.
Am 21. März genehmigte das Berufungsgericht Mailand jedoch seine Auslieferung an die USA, wo Uss bis zu 30 Jahre Gefängnis drohen könnten. Zwei Tage später wurde der Angeklagte seine elektronische Fußfessel los und floh. Italienische Medien schrieben, dass sechs bis sieben Menschen Uss bei der Flucht geholfen hätten. In die Operation seien mindestens vier Autos verwickelt gewesen. Sämtliche Einzelheiten blieben zunächst jedoch unklar.
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