Die ukrainischen Behörden haben "ihre Religion" gefunden, mit der sie das Christentum ersetzen wollen. Das "Ukrainertum", das auf der Grundlage des Neuheidentums entstanden ist, ist zur präferierten Ersatzreligion geworden, so der Leiter des Menschenrechtszentrums des Weltrates der Russischen Völker und Professor der Moskauer Staatlichen Linguistischen Universität Roman Silantjew.
Silantjew erklärte in einem Interview für mehrere russische Zeitungen am Montag, dass Kiew "das Christentum als solches nicht mehr als Ideologie oder als Grundlage für die ukrainische Ideologie" betrachte. Die ukrainischen Behörden streben danach, das Christentum, jedenfalls das dominierende orthodoxe Christentum, durch eine nationale Religion – das "Ukrainertum" – zu ersetzen. "Höchstwahrscheinlich wird es in unseren Lehrbüchern so genannt werden", wird Silantjew von der Komsomolskaja Prawda zitiert.
Er erklärte, dass das "Ukrainertum" auf einer Variante des Neuheidentums mit "deutlichem satanischem Charakter" beruht. Sollte die ukrainische Führung mit ihren Bestrebungen Erfolg haben und sich zehn bis 20 Jahre an der Macht halten, wird es seiner Meinung nach in der Ukraine "einen esoterischen Nationalsozialismus geben", der das Christentum verdrängt haben wird.
Wie Silantjew hervorhob, ist eine solche Transformation in der Propaganda, die sich zunehmend auf heidnische Symbole stützt, deutlich sichtbar. "Die Magie ist in vollem Gange", betonte er und verwies auf die in Russland verbotene Terrororganisation Asow, deren Mitglieder "ein Ritual der Verbrennung ihrer Kameraden in einem Boot" inszenierten.
Video: Totengedenktag des Asow-Regiments
"So entsteht eine neue, von Natur aus antichristliche Religion", sagte Silantjew und stellte fest, dass "dies eine Religion des Hasses ist":
"Ihr ganzer Eifer richtet sich gegen die Moskauer, die nach ihrer Überzeugung vernichtet werden müssen, wodurch erst ein normales Leben möglich werde."
Der aktuelle ukrainische "Kult der Stärke, Kult der Krieger" nehme dabei Anleihen bei den Wikingern.
Die aktuelle Situation in der Ukraine sei demnach mit der Faszination für den neuheidnischen Okkultismus in Nazi-Deutschland vergleichbar, der sich zunächst in der Elite ausbreitete und dann in andere Bevölkerungsschichten vordrang. Silantjew glaubt, dass, wenn sich die Situation in der Ukraine nicht ändert, "das Christentum verdrängt wird und irgendwann nur noch auf der Ebene der Landgemeinden bestehen bleibt" und "die Führung des Landes nicht mehr christlich sein wird".
Video: "Folkloreelemte" im "Gottesdienst" der pseudoorthodoxen Kirchenneugründung PCU ("Orthodoxe Kirche der Ukraine")
Seit dem Sieg des nationalistischen Maidan im Februar 2014 steht die kanonische Ukrainische Orthodoxe Kirche wegen ihrer traditionellen, wenn auch in letzter Zeit eher symbolischen Zugehörigkeit zum Moskauer Patriarchat unter massivem Druck. Zwei Abspaltungen wurden von den neuen Machthabern seitdem unverhohlen bevorzugt und mit staatlichen Mitteln bedacht, etwa im Rahmen der Einführung der Militärkaplane. Ungehindert, zum Teil sogar mit staatlicher Unterstützung, ergreifen Anhänger der Abspaltungen unter Einsatz von Gewalt Besitz von Kirchen und verdrängen die traditionellen Gemeinden.
Ende 2018 waren die Abspaltungen unter der Schirmherrschaft des damaligen Präsidenten Petro Poroschenko zur "Orthodoxen Kirche der Ukraine" vereinigt worden, die 2019 vom Patriarchen von Konstantinopel als "unabhängig" anerkannt wurde. In der orthodoxen Weltkirche ist dieser Akt umstritten und wird teilweise als ein nicht kanonischer Eingriff in den Hoheitsbereich des Moskauer Patriarchen verurteilt. Bislang haben nur vier der je nach Deutung 14 oder 15 Orthodoxen Kirchen die "Orthodoxe Kirche der Ukraine" anerkannt. Auch unter ukrainischen Gläubigen hat die Neugründung bislang nur beschränkten Erfolg.
Zum Jahreswechsel wurde der Ukrainischen Orthodoxen Kirche erstmals nach über 40 Jahren die Durchführung von Gottesdiensten in dem oberen Teil des weltberühmten Kiewer Höhlenklosters verboten. Stattdessen führte am 7. Januar die nicht kanonische Abspaltung unter massiver Präsenz von Polizei und Sicherheitskräften den Weihnachtsgottesdienst durch. Es häufen sich gewaltsame Übergriffe auf Geistliche und Gläubige der kanonischen Kirche, zu denen im ukrainischen Fernsehen offen aufgerufen wird.
Im ukrainischen Parlament (Werchowna Rada) befindet sich derzeit ein Gesetzentwurf zum Verbot der Ukrainischen Orthodoxen Kirche in der Beratung. Der Vorsitzende des "Ausschusses für humanitäre Politik" der Werchowna Rada Nikita Poturajew, der schon in der Vergangenheit mit Hetzreden aufgefallen war, erklärte, die ukrainischen Behörden beabsichtigten, der kanonischen ukrainisch-orthodoxen Kirche den Zugang zu den Tempeln des Kiewer Höhlenklosters vollständig zu verwehren.
Übersetzung eines zuerst auf VZ erschienen Artikels, ergänzt um eigene Hintergrundinformationen.
Mehr zum Thema - Nation statt Christus: Weihnachtsgruß des ukrainischen Generalstabs