Im September lockerte die Fluggesellschaft Virgin Atlantic ihre Regeln bezüglich der Mitarbeiteruniformen. Angestellte dürfen unter anderem frei wählen, ob sie Hose oder Rock tragen. Dies gilt jedoch nicht für das Kabinenpersonal, das das englische Team zur Fußballweltmeisterschaft nach Katar fliegt. Die geschlechtsneutralen Uniformen seien nur auf Flügen in "tolerantere" Länder erlaubt, so die Fluggesellschaft.
Die Mannschaft von Gareth Southgate landete am Dienstag mit einem eigens gecharterten Virgin Atlantic-Flug in Doha. Die Fluggesellschaft teilte mehreren britischen Medien mit, dass sie für diesen einmaligen Flug ihre Richtlinien zur Geschlechtsidentität ausgesetzt und die Besatzungsmitglieder angewiesen habe, die ihrem Geschlecht entsprechende Uniform zu tragen.
"Im Rahmen unserer Politik führen wir in allen Ländern, die wir anfliegen, eine Risikobewertung durch, wobei wir die Gesetze und die Einstellung gegenüber der LGBTQ+-Gemeinschaft und den Ausdruck ihrer Identität von Fall zu Fall berücksichtigen", hieß es in der Erklärung. "Nach einer Risikobewertung wurde empfohlen, die Richtlinie auf dem heutigen Charterflug nicht anzuwenden, um die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten."
Katar gilt als einer der umstrittensten Gastgeber in der WM-Geschichte. Homosexualität ist dort illegal, schwule Menschen können mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft werden.
Virgin Atlantic erklärte am Dienstag, dass der neue Ansatz zunächst auf Flügen von und nach USA, Großbritannien und Israel eingeführt werde, da "diese Länder nicht-binäre Identitäten eher akzeptieren".
Eine LGBT-freundliche Botschaft will die Airline in Katar dennoch verbreiten. Das englische Team flog an Bord des "Rain Bow" nach Doha, einem Airbus A350 mit dem Bild eines Mannes in regenbogenfarbenen Turnschuhen. Auch die USA haben das Wappen ihrer Mannschaft so geändert, dass es die Farben der Regenbogenfahne enthält.
Während es im Vorfeld der am 20. November beginnenden WM offiziell hieß, auch Fans aus der LGBTQ-Szene seien willkommen, hatte der katarische WM-Botschafter und frühere Fußball-Nationalspieler Khalid Salman Homosexualität als "geistigen Schaden" bezeichnet. Die Äußerung fiel in einem Interview in der ZDF-Dokumentation "Geheimsache Katar". Die homophoben Äußerungen sorgten für Empörung. Der deutsche Lesben- und Schwulenverband (LSVD) hatte die Bundesregierung aufgefordert, konsequent alle diplomatischen Reisen während und zur WM in Katar abzusagen.
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