Hunderte Privatjets bei COP27: Aktivisten werfen Teilnehmern der UN-Klimakonferenz Heuchelei vor

Wegen der 27. UN-Klimakonferenz starten und landen diese Woche in Scharm asch-Schaich zahlreiche Flugzeuge. Viele Klima-Aktivisten finden, dass die Emissionen, die solche Treffen verursachen, gegenüber deren Ergebnissen unverhältnismäßig groß sind, und sprechen von Heuchelei.

Die 27. UN-Klimakonferenz in Scharm asch-Schaich sorgt in den sozialen Netzwerken für Unmut, weil die meisten der etwa 45.000 registrierten Teilnehmer per Flugzeug anreist sind. Besonders kritisiert werden jene Teilnehmer, die für ihre Reise an den ägyptischen Urlaubsort, der eigentlich anders als auf dem Luftweg nur schwer zu erreichen ist, einen Privatjet gewählt haben.

Auf Twitter hat die Meinung der Journalistin Sophie Corcoran Anklang gefunden, wonach die COP27 per Zoom hätte ausgetragen werden müssen. Die Teilnehmer hätten ihre Vorsätze, die eigentlich sehr gering seien, per Videoschalte erzielen können.

"Es gibt keinen Grund, mit einem Privatjet tausende Kilometer weit zu fliegen, in Luxushotels abzusteigen, Luxusspeisen zu essen und eure Autokorsos mit mehr als 50 Wagen mitzubringen, wenn eure eigenen Bürger ihre Häuser nicht beheizen können."

Inzwischen bestätigten ägyptische Quellen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP Einschätzungen, wonach in Scharm asch-Schaich allein bis Donnerstag mehr als 400 Privatjets gelandet sein sollen.

Die Vereinigung Climate Action Against Disinformation (auf Deutsch so gut wie Klimaschutz gegen Desinformation) teilte in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Bericht mit, dass der Vorwurf der Heuchelei und des Elitismus einer der größten Gründe für die Skepsis gegenüber der COP27 seien.

Schon in vergangenen Jahren hatte man hinterfragt, ob die Konferenz und ihre Emissionen im Verhältnis zu den Ergebnissen stünden. Bei den Konferenzen 22 bis 25 gingen 85 Prozent der Emissionen auf Reisen der Delegierten, so Jonathan Barnsley vom University College London. Die Umweltorganisation Greenpeace beschwerte sich bei der Vorjahreskonferenz in Glasgow angesichts vieler Privatjets über die "Verlogenheit der Eliten". Damals sollen Delegierte laut Schätzungen mit 200 bis 400 Privatjets angeflogen sein.

Bekanntlich sind Flugreisen im Vergleich zu anderen Transportmitteln deutlich klimaschädlicher. Der Organisation Atmosfair zufolge bringt eine einfache Hin- und Rückreise per Linienflieger von Berlin nach Scharm asch-Schaich mit Umstieg in Istanbul oder Kairo eine Klimawirkung von über einer Tonne CO₂ mit sich. Millionen Einwohner in Ländern des globalen Südens verursachen in einem ganzen Jahr pro Kopf durchschnittlich weniger Emissionen als diese Reise. Privatjets sind da noch klimaschädlicher als Linienflugzeuge. Nach Angaben des Dachverbands Transport and Environment, der sich für einen nachhaltigen Verkehr einsetzt, stößt ein Privatjet in einer Stunde bis zu zwei Tonnen CO₂ aus, was fünf- bis 14-mal so viel wie die Emissionen eines Linienflugzeugs pro Passagier sind.

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