Ausgehend von der mangelhaften Kommunikation und Frühwarnung in der Ahrtal-Katastrophe im Juli 2021 hatte die Bundesregierung den beteiligten Providern und Smartphoneherstellern eine Frist bis zum Februar 2023 eingeräumt, um ein geplantes wirksames Warnsystem technisch umzusetzen.
Am 10. November teilten nun die Mobilfunk-Provider Vodafone, Deutsche Telekom und Telefónica (O2) mit, dass alle Besitzer eines Mobiltelefons in Deutschland in den kommenden Tagen mit einer SMS der jeweiligen Anbieter über Cell Broadcast, als neue Variante eines Katastrophenwarnsystems informiert werden. Ein Telekom-Sprecher informierte dazu laut der IT-Webseite Golem.de ergänzend:
"Wir haben begonnen, die SMS zu versenden. Wegen der großen Menge wird es sich aber über die nächsten Tage hinziehen, bis alle Kunden den Hinweis erhalten."
Die Unternehmen Vodafone und Telefónica Deutschland hatten demnach mit dem SMS-Versand bereits am 9. November begonnen. Im September des Vorjahres hatte der Bundestag eine dafür benötigte Änderung des Telekommunikationsgesetzes (TKG), das nun die rechtliche Voraussetzungen für die Nutzung von Cell Broadcast als Warnsystem in Deutschland enthält, beschlossen.
Das Cell-Broadcast-System, auch SMS-CB genannt, ist ein seit 1999 eingesetzter Mobilfunkdienst zum Versenden von Nachrichten ähnlich SMS-MT (MT = mobile terminated) an alle Empfänger innerhalb einer Funkzelle. Der Golem-Artikel erläutert, dass dafür das Mobilgerät "nicht in einem bestimmten Netz registriert sein muss, um diese Nachrichten zu empfangen (...):
"Warnungen mit der höchsten Priorität lösen einen Alarm aus, auch wenn das Telefon stummgeschaltet ist, indem der Lautlos-Modus übergangen wird."
Es zeigen sich jedoch technische Hürden bei Besitzern älterer Geräte. Geräte mit Android-Versionen 10 und abwärts müssten ein Update für die im Betriebssystem Android benötigte Funktion erhalten. Dazu heißt es im Golem-Artikel:
"Hersteller sollten die Funktion für Cell Broadcast als Android-Update auch an ältere Geräte nachliefern können. Dass das für die zahlreichen Geräte geschieht, die offiziell eigentlich keinen Support mehr erhalten, ist aber eher unwahrscheinlich."
Das Unternehmen Telekom testete laut Golem.de "wie die anderen Netzbetreiber das System nach eigenen Angaben mit Smartphones verschiedener Marken". Die Telekom erklärte dazu: "Die Hersteller müssen Cell Broadcast für die jeweiligen Modelle aktivieren. Üblicherweise funktioniert dies mit Software- oder Firmwareupdates". Bereits Anfang November 2022 hatte der Branchenriese Apple seine iPhones über entsprechende Aktivierungen und aktualisierte Versionen von iOS die Unterstützung für Cell Broadcast ermöglicht.
Das Cell-Broadcast-System soll zukünftig die Bevölkerung vor Naturgefahren wie Hochwasser, Überschwemmungen, Lawinengefahr oder bedrohlichen Wetterphänomenen warnen. Weitere SMS-Warninhalte könnten Gewalt- und Waffenangriffe, größere Unfälle in Chemiebetrieben, Luft- und Bodenverschmutzungen, schwere Störungen des Verkehrs, Stromausfälle, Ausfall der Versorgung, Krankheitserreger, Radioaktivität oder Feuer darstellen.
Neben dem bekannten Sirenenton soll am bundesweiten Warntag am 8. Dezember 2022 zum ersten Mal das Cell Broadcast-Warnsystem in allen 294 Landkreisen und 107 kreisfreien Städten in Deutschland getestet werden. An diesem Tag werden die Behörden in unterschiedlichen Regionen testweise Warnungen aktivieren. Zudem werden die beteiligten Behörden und Einsatzkräfte unterschiedliche Warnmittel (Radio und Fernsehen, digitale Stadtanzeigetafeln oder Warn-Apps) aktivieren.
Die Testphase von Cell Broadcast soll nach Informationen der Verbraucherzentrale Ende Februar 2023 enden. Dann soll das System voll einsatzbereit sein, so die Pläne des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Mehrere EU-Länder, wie die Niederlande, Frankreich, Italien, Griechenland, Litauen und Rumänien nutzen bereits einen sogenannten EU-Alert mit Cell Broadcast.
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