Puschkin-Büste in Kiewer U-Bahn verunstaltet

Angehörige der ukrainischen neonazistischen Organisation Rechter Sektor haben in der Kiewer U-Bahn eine Büste des russischen Dichters Alexander Puschkin mit Farbe übergossen. Eine weitere Facette der voranschreitenden Entrussifizierungskampagne in der Ukraine.

Ukrainische Neonazis haben in der Kiewer Metrostation Universität eine Büste des russischen Dichters Alexander Puschkin vandalisiert. Ein in den sozialen Netzwerken veröffentlichtes Video zeigt zwei vermummte Männer in Tarnkleidung, die den Nazigruß "Slava Ukraini" zeigen und eine "kreative Aktion" ankündigen. Danach übergießen sie die Büste mit roter Farbe. Soweit im Video identifizierbar, scheinen die beiden Männer die Abzeichen der neonazistischen Organisation Rechter Sektor zu tragen.

Eine Stellungnahme der Kiewer Behörden zu dem Vorfall liegt nach den RT verfügbaren Informationen bisher nicht vor.

Am 20. August veröffentlichte der ukrainische Journalist Andrei Smolij auf seinem Telegramkanal ein Bild der verunstalteten Büste mit einem Kommentar, in dem er den im Jahr 1837 verstorbenen Puschkin als "russischen Besatzer" beschimpfte und in Bezug auf die Büste fragte:

"Was macht dieser Dreck immer noch in Kiew? Wann werden diese Besatzer-Götzen abgerissen?"

Obwohl Puschkin als russischer Nationaldichter gilt, handelten einige seiner bedeutendsten Werke auch über die Ukraine. Sein Skulpturporträt ist eine von acht Büsten, welche die im Jahr 1960 eröffnete Station Universität in der Kiewer U-Bahn zieren. Ukrainische Kulturschaffende und Wissenschaftler sind dort durch die Dichter Taras Schewtschenko und Iwan Franko, den Philosophen Grigori Skoworoda sowie den Pathophysiologen Alexander Bogomolez repräsentiert.

Im Rahmen einer breit angelegten Kampagne zur "Entrussifizierung" haben die Behörden der Städte Tschernigow, Nikolajew und Saporoschje Puschkin-Denkmäler bereits demontieren lassen. Im Juni verkündete das ukrainische Bildungsministerium die Entfernung sämtlicher russischer Literaturwerke aus den Schullehrplänen. Neben den Weltklassikern von Tolstoj und Dostojewski und Puschkin waren auch zahlreiche Schriftsteller mit Bezug zur Ukraine, wie etwa der gebürtige Kiewer Michail Bulgakow oder der ethnische Ukrainer Wladimir Korolenko, von dieser Maßnahme betroffen.  

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