Britische Studenten müssen jetzt angebliche russische Propaganda melden

Eine schottische Universität forderte Studenten auf, "Propaganda" zu melden, nachdem einer der Dozenten beschuldigt worden war, eine prorussische Sichtweise vermittelt zu haben. Er versuchte lediglich, verschiedene Perspektiven im Ukraine-Konflikt aufzuzeigen.

Die Universität von Edinburgh in Schottland hat ihre Studenten aufgefordert, "Fehlinformationen" zu melden, nachdem einer ihrer Dozenten beschuldigt wurde, "russische Fake News" zu verbreiten.

Nach Angaben der britischen Zeitung The Times und des staatlichen Rundfunksenders BBC erklärte die Universität zwar, dass sie sich für die Meinungsfreiheit einsetze und einen "sicheren Raum für Mitarbeiter und Studenten zur Erörterung kontroverser Themen" schaffe, wies aber darauf hin, dass sie "entschieden gegen die Verbreitung von Fehlinformationen" vorgeht, und forderte die Studenten auf, etwaige Bedenken über Lehrkräfte zu melden.

Der betreffende Wissenschaftler – Tim Hayward, Professor für Theorie der Umweltpolitik – habe eine Erklärung eines russischen Vertreters bei der UNO retweetet, der behauptet hatte, dass die angebliche russische Bombardierung eines Entbindungskrankenhauses in der ukrainischen Stadt Mariupol eine Operation unter falscher Flagge gewesen sei.

Im März habe Hayward zudem einen Link zu einem Artikel geteilt, der den angeblichen russischen Angriff auf ein Theater in Mariupol in Frage stellte, und gefragt: "Was wissen wir über die Realität?" In dem Artikel wurde die Vermutung geäußert, dass es sich bei dem Angriff ebenfalls um eine Operation unter falscher Flagge gehandelt haben könnte, die von den Ukrainern durchgeführt wurde, um die Öffentlichkeit zu empören und eine militärische Intervention des Westens zu provozieren.

Kvitka Perehinets, eine ukrainische Studentin an der Universität, erklärte der BBC, sie sei sehr besorgt über die Aktivitäten des Professors in den sozialen Medien: "In dem Moment, in dem wir anfangen, die beiden Seiten der Geschichte gleichzusetzen, verlieren wir unsere Menschlichkeit. Der Angreifer – in diesem Fall Russland – sollte nicht die gleiche öffentliche Plattform erhalten wie die Unterdrückten." Perehinets berichtete auch, dass sie es gewesen war, die die Universität auf die Tweets von Professor Hayward aufmerksam gemacht hatte.

Eine andere Studentin, Mariangela Alejandro, äußerte sich besorgt über Haywards Aussagen über den mutmaßlichen Angriff mit Chemiewaffen in Syrien und seine kritische Haltung gegenüber den "Weißhelmen", die er den Studenten in einer Vorlesung mitgeteilt hatte.

In seiner Vorlesung, die der BBC vorliegt, erklärte Hayward seinen Studenten, dass es zwei vorherrschende Narrative über den angeblichen Angriff im syrischen Duma im Jahr 2018 gebe: "Die eine Erzählung besagt, dass die Weißhelme bei der Rettung von Opfern geholfen, Beweise geliefert und Zeugenaussagen über den chemischen Angriff auf Duma am 7. April 2018 gemacht hatten. Die Kritiker sagen, die Weißhelme seien für die Inszenierung eines Ereignisses unter falscher Flagge verantwortlich, um den Westen zum Angriff auf die syrische Regierung anzustacheln."

Professor Hayward verteidigte seine Lehrtätigkeit – so schrieb er auf Twitter:

"Die Wissenschaft sollte eine offene Diskussion über Propaganda unterstützen und nicht gezwungen sein, eine offizielle Linie in einem Informationskrieg zu verfolgen."

Er meinte auch, dass es in seinem Kurs lediglich darum gehe, ob eine Behauptung allein aufgrund der Autorität einer anderen Person akzeptiert werden sollte. Er kritisierte die BBC für Angriffe auf ihn und andere Akademiker, die das Mainstream-Narrativ in Frage stellen.

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