In einer Dopingprobe Walijewas von Ende Dezember wurde das verbotene Herzmittel Trimetazidin nachgewiesen. Der Positiv-Test wurde aber erst während der Winterspiele in Peking bekannt. Vom Internationalen Sportgerichtshof CAS erhielt Walijewa die Starterlaubnis für den Einzelwettbewerb. Die zweimalige Olympiasiegerin Katarina Witt kommentierte in einem Gespräch mit RT die Situation:
Ich würde nicht in ihren Schuhen stecken wollen und diesen Druck verspüren und da rausgehen und so mutig auftreten wie sie. Sie hat einen kleinen Fehler gemacht, aber sie musste aufs Eis gehen: Die ganze Welt hat zugeschaut, alle Augen waren auf sie gerichtet und natürlich auch die der Konkurrenz.
Für Witt ist die 15-jährige Favoritin Opfer eines Doping-Skandals geworden:
Für mich ist sie ein absolutes Opfer: Sie ist 15 Jahre alt, sie ist minderjährig und sie soll sich nicht mit dem auseinandersetzen, was sie gerade erleben muss.
Es sei eine wahre Freude gewesen, der Russin bei ihrem Start zuzusehen, sie habe eine erstaunliche Leistung gezeigt. "Ich muss sagen, dass sie auf einem völlig unerreichbaren Niveau läuft. Der Abend war nicht einfach für sie, aber sie hat es geschafft", so Witt. Ihr zufolge sei Walijewa gleich an zwei Fronten starkem Druck ausgesetzt: Den Erwartungen, die an sie gestellt werden, und den Dopingvorwürfen. Um solche Vorfälle künftig zu vermeiden, plädiert die 56-Jährige für ein Mindestalter bei den Olympischen Spielen:
Ich will einen etwas provokativen Vorschlag einbringen: Die Athleten müssten mindestens 18 Jahre alt sein, um an den Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen.
Witt sagte, dass sie bei ihren ersten Olympischen Spielen 18 Jahre alt war. Auch damals habe es politischen Druck gegeben, weil Deutschland wollte, dass sie gewinnt. Doch die Gegenwart und die Vergangenheit seien zwei Parallelwelten, so Witt. Mit dem Aufkommen sozialer Netzwerke stünden Sportler derzeit schnell im Rampenlicht, viel schneller als noch vor 30 oder 40 Jahren:
Zumindest hatten wir kein Instagram und kein Facebook. Ich glaube, das war eine große Veränderung, man fühlte sich in gewisser Weise ein bisschen geschützter und nicht in alle Richtungen verstreut.
Zum Doping allgemein äußerte sich die Sportlegende folgendermaßen:
Aus meiner Sicht und aus Sicht aller ehrlichen und sauberen Athleten sollte Doping in keiner Sportart und in keiner Disziplin toleriert werden.
Der Einsatz von Doping sollte Witt zufolge zu einer lebenslangen Sperre führen. Doch im Fall Walijewa fehlten noch die endgültigen Ergebnisse. Es sei offensichtlich, dass die Erwachsenen rund um die junge Frau für diesen Vorfall verantwortlich seien: "Ich kann es mir nicht vorstellen, wie es ihr geht, in so einem jungen Alter muss es unerträglich sein".
Der Vorfall habe nicht nur Russland oder Walijewa, sondern generell dem Eiskunstlauf geschadet, so Witt: "Generell muss ich sagen, dass es eine Katastrophe für den Sport ist – und vor allem für alle Athleten, die daran beteiligt sind." Auch weitere Sportler, die am Teamwettbewerb teilnahmen, seien im Nachteil, da ihnen die Siegerehrung vorenthalten wird. Witt zufolge sei dies das Schlimmste, was einem Sportler passieren kann – egal, welche Medaille er gewonnen hat. Die Verschiebung der Zeremonie sei auch deshalb unfair, weil die Veranstalter nicht wissen, wie alles enden wird.
Wegen des Dopingfalls hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Medaillenzeremonie abgesagt. Außerdem entschied das IOC, für den Fall eines Medaillengewinns der Europameisterin im Damen-Einzel auf eine Siegerehrung zu verzichten.
Die 15-Jährige hat alle Chancen auf den Olympiasieg: Walijewa führt nach dem Kurzprogramm. Am heutigen Donnerstag muss sie ihr Können noch bei der Kür unter Beweis stellen.
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