Am 21. Oktober letzten Jahres hatte sich bei Dreharbeiten zu dem Western "Rust" im US-amerikanischen Bundesstaat New Mexico eine Tragödie ereignet, die selbst dem Szenario eines Krimis entstammen könnte. Dieses Mal war sie aber traurige Realität: Der US-Schauspieler Alec Baldwin hantierte am Set mit einer Requisitenwaffe, als sich daraus ein Schuss löste und die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich verletzte.
Baldwin, der auch Produzent des Westerns war, hatte während der Vorbereitungen für die Dreharbeiten zu einer Szene in New Mexico eine Waffe auf Hutchins gerichtet. Diese ging los, tötete Hutchins, und verletzte den Regisseur Joel Souza. Baldwin gab an, er habe die Waffe auf Anweisung von Hutchins auf sie gerichtet und sie sei losgegangen, ohne dass er den Abzug betätigt hätte.
Nun hat der Fall für den Schauspieler zumindest zivilrechtliche Konsequenzen. Die Anwälte der Familie von Halyna Hutchins reichten am Dienstag in New Mexico eine Klage wegen widerrechtlicher Tötung gegen ihn ein.
Bei einer Pressekonferenz in Los Angeles präsentierten die Anwälte eine verstörende Animation, die die Ereignisse am Filmset nachstellt. Das Video mit dem Titel "Killing of Halyna Hutchins on the set of 'Rust'" ("Die Tötung von Halyna Hutchins am Set von 'Rust'") zeigt computergenerierte Figuren von Baldwin und anderen Beteiligten, die an diesem Tag bei den Dreharbeiten dabei waren. Zu sehen ist auch der Moment, in dem der tödliche Schuss fiel.
"Es gibt viele Schuldige, aber Mr. Baldwin war derjenige, der die Waffe in der Hand hatte. Ohne seinen Schuss wäre sie nicht gestorben",
sagte Hutchins' Familienanwalt Brian Panish auf der Pressekonferenz. Er ergänzte, dass bei dem Prozess auch die Verantwortlichkeit anderer Beteiligter aufgeklärt werden soll:
"Baldwin trägt einen erheblichen Teil der Verantwortung, aber es gibt auch andere. Und darum wird es in diesem Fall gehen – um eine faire Aufteilung auf die Verantwortlichen für diese sinnlose Tragödie."
In der Klage wird dem Schauspieler unter anderem vorgeworfen, er habe ein ihm angebotenes Training zum Umgang mit der Waffe abgelehnt, die er bei den Dreharbeiten verwenden sollte. Zudem habe er die Projektile, mit denen die Waffe geladen war, nicht überprüft. Es wäre indes, so die Opferanwälte, durch bloßen Blick festzustellen gewesen, dass eine der Patronen keine Platzpatrone war.
Anwalt McGinn, der selbst in New Mexico residiert, sagte:
"Wir sind es gewohnt, dass Leute von außerhalb kommen, um Cowboy zu spielen, und nicht wissen, wie man mit Waffen umgeht. Die Geschworenen in Santa Fe kennen das und verstehen, dass man selbst auf einer Touristenranch niemandem eine Waffe in die Hand gibt, bevor man ihm nicht Sicherheitanweisungen erteilt hat. Niemand sollte jemals mit einer echten Waffe auf einem fiktiven Set sterben."
Als Produzent habe Baldwin zudem Standards der Branche missachtet, die nach den Darstellungen der Anwälte bei Filmarbeiten mit Waffen den Schutz der Filmcrew durch kugelsicheres Glas vorschreiben würden.
Das strafrechtliche Ermittlungsverfahren hat indes bislang keine Ergebnisse gebracht. Nach den neuesten Stellungnahmen der Ermittler sei es noch zu früh, über eine Anklage zu entscheiden.
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