Baby im Parlament unerwünscht - Britische Abgeordnete bekommt mahnende E-Mail

Ab und zu wird in den Medien über Abgeordnete berichtet, die ihre Babys ins Parlament mitbringen. Solche Fälle hat es bereits in Neuseeland und Brasilien gegeben. Nach einem Verweis fordert nun eine britische Parlamentarierin mehr Verständnis für politisch aktive Mütter.

Kinder gehören nicht ins Parlament. Nach einem Verweis auf diese aktuelle Regel des britischen Unterhauses hat eine britische Abgeordnete Kritik an der Haltung des Parlaments gegenüber Müttern geübt. Am Dienstagabend veröffentlichte die Labour-Politikerin Stella Creasy auf Twitter das Foto einer E-Mail, die sie am gleichen Tag von der Parlamentsverwaltung erhalten hatte. Darin hieß es unter Verweis auf die Regeln des Unterhauses, man solle seinen Platz in der Kammer nicht in Begleitung eines Kindes einnehmen. Zu dieser Belehrung kommentierte die Parlamentarierin:

"Es scheint, als sollten Mütter in der Mutter aller Parlamente nicht zu sehen oder zu hören sein."

Creasy hatte zuletzt vereinzelt ihr wenige Monate altes Baby mit ins Parlament gebracht. Dabei wurde sie sogar von Kollegen für die guten Manieren ihres Nachwuchses gelobt. Die Labour-Abgeordnete rief schon vor Wochen den Tory-Politiker Jacob Rees-Mogg dazu auf, mehr Teilhabe für Abgeordnete mit kleinen Kindern zu ermöglichen. Rees-Mogg, der in der Regierung für die Koordination des Parlamentsbetriebs zuständig ist, lehnte Änderungen aber bislang ab.

Vize-Premierminister Dominic Raab bekundete in einem BBC-Interview "viel Sympathie" für Creasy und sagte, der Beruf von Politikern müsse "der modernen Welt" und dem 21. Jahrhundert angepasst werden. Es müsse möglich sein, dass die Abgeordneten Arbeit und Familie unter einen Hut bringen könnten. Die konkrete Ausgestaltung der Regeln für Abgeordnete wollte der Tory-Politiker aber den Verantwortlichen im Unterhaus überlassen.

Geschichte geschrieben hatte dahingehend eigentlich die frühere britische Abgeordnete Jo Swinson. Im Jahr 2018 brachte die Liberaldemokratin ihr Baby zu einer Debatte im Unterhaus mit. Noch im selben Jahr nahm auch die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern als weltweit erste Regierungschefin ihre drei Monate alte Tochter mit in den Saal der UN-Generalversammlung. Im Juni 2021 stillte die brasilianische Abgeordnete Talíria Petrone während einer Rede im Parlament ihre Tochter und löste damit eine hitzige Debatte aus.

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(rt/dpa)