Die Nr.1 des Männertennis, Novak Đoković, antwortet nicht auf die Frage, ob er sich impfen lasse oder nicht. Auf Nachfrage des Portals Tennis Majors erklärte er auf seiner Pressekonferenz nach Erreichen des Halbfinales in Belgrad, "für mich ist das eine intime Entscheidung, und ich will kein Teil dieses Spiels für oder gegen Impfungen sein, das die Medien unglücklicherweise gerade erzeugen."
Der 34-jährige Serbe, Rekordtennisspieler und seit vierzehn Jahren unter den Spitzenspielern der Welt, erinnert damit an eine Tatsache, die im Gefolge von COVID-19 fast völlig vergessen wurde: dass die Gesundheitsdaten eines Menschen schützenswert sind und es besonderer Gründe bedarf, um sie einzusehen. Zu diesen Daten gehört auch, ob oder wann und wo man welche Impfung erhalten hat.
Bei dem Turnier in Belgrad, das Novaks Bruder Đorđe organisiert, wurde den Athleten wie schon zuvor in Charleston die Möglichkeit zur Impfung geboten; in Serbien sogar mit der Möglichkeit, sich für einen russischen oder chinesischen Impfstoff zu entscheiden. Eine Reihe von Spielern verkündete auch dementsprechend, geimpft worden zu sein.
"Was Impfungen angeht, glaube ich an Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit," erklärte der Tenniscrack. Er wolle nicht Teil eines Konflikts zwischen Befürwortern und Gegnern der Impfung werden, auch nicht Bestandteil einer Medienkampagne; wer sich impfen lassen wolle, solle das tun, wer nicht, eben nicht. Aber er hoffe, dass es keine Impfpflicht für die Teilnahme an der ATP-Tour gebe; da sei er eindeutig dagegen.
Ohnehin sei die Impfbereitschaft von Land zu Land verschieden, führt Đoković weiter aus. So sei sie in Spanien sehr niedrig, wie ihm Tennisprofi Raffael Nadal erzählt habe. Jedes Land müsse eben unabhängig mit dieser Situation umgehen. Russland, Weißrussland und Schweden hätten einen ganz anderen Ansatz als einige westliche Länder, und sie kämen zurecht, so der Serbe.
Es ist nicht nur die ATP-Tour, die vor schwierigen Entscheidungen hinsichtlich Impfungen steht. Gerade erst durften die russischen Fans bei der Fußball-EM nicht nach Dänemark einreisen, weil die EU die russische Impfung nicht anerkennt. In naher Zukunft wird es bei jedem Sportereignis an jedem Punkt des Globus Athleten wie Zuschauer geben, die nicht-geimpft, geimpft oder genesen sind, und wenn sich die internationalen Sportverbände auf keinen einheitlichen Umgang einigen, sondern weiterhin Konflikte über Anerkennungen von Impfungen ausgetragen werden oder einzelne Staaten auf Zwangsimpfungen setzen, dann dürfte es massiv erschwert werden, überhaupt solche Veranstaltungen durchzuführen.
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