Die Clinton-Stiftung organisierte eine öffentliche Gesprächsreihe mit Studenten und politischer Prominenz in der US-Hauptstadt Washington zum Thema Frauenrechte, die von Dienstag bis Freitag andauerte.
Am letzten tag der Veranstaltungsreihe setzten sich die US-Vizepräsidentin Kamala Harris und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton für ein "Gespräch zu zweit" zusammen, um, wie es in der Ankündigung der Clinton-Stiftung hieß, "die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf Frauen und die Stärkung von Frauen und Mädchen in den USA und auf der ganzen Welt zu diskutieren".
Das Thema selbst löste keine Kontroverse aus. Doch die Entscheidung, ausgerechnet Bill Clinton als Co-Moderator zu engagieren, schlug bereits im Vorfeld hohe Wellen in den sozialen Medien. Internetnutzer wiesen auf den Ruf des ehemaligen US-Präsidenten als Schürzenjäger hin, der größtenteils durch den Monica-Lewinsky-Sexskandal entstanden war, als der damals 49-Jährige US-Präsident eine Affäre mit Monica Lewinsky, damals 22-Jährige Praktikantin im Weißen Haus, hatte – und später an Eides statt darüber log.
Seitdem wurde Bill Clinton von mehreren anderen Frauen, darunter Paula Jones, Gennifer Flowers, Kathleen Willey und Juanita Broderick, des sexuellen Missbrauchs, der Körperverletzung und sogar der Vergewaltigung beschuldigt.
"Von sieben Milliarden Menschen auf der Erde konnten sie buchstäblich keinen anderen Unterhaltungspartner für ein Gespräch über die Ermächtigung von Frauen finden – als Bill Clinton?", fragte Greg Price vom erzkonservativen Nachrichtenportal Daily Caller – worauf ein anderer Netzbürger prompt antwortete: "Wieso denn? Bill Clinton LIEBT Frauen".
Die linksliberale Fernsehmoderatorin Krystal Ball kommentierte ebenfalls schnippisch:
"Bill Clinton, als Kämpfer im Namen von Frauen und Mädchen wohlbekannt."
Eine Twitter-Nutzerin meinte nur:
"Oha, hoffe bloß, Monica Lewinsky stößt nicht dazu."
Andere erinnerten an Clintons Beziehung mit dem der Pädophilie und des Menschenhandels beziehungsweise der Zuhälterei bezichtigten Jeffrey Epstein. Der wurde im Sommer 2019 nach angeblichem Selbstmord in einer Gefängniszelle in Manhattan tot aufgefunden, nachdem er wegen des Verdachtes des Menschenhandels mit Minderjährigen verhaftet worden war.
Nach Ansicht vieler Kommentatoren in den sozialen Medien wären entweder Epstein oder aber der in Ungnade gefallene Hollywood-Filmproduzent Harvey Weinstein – im Jahr 2018 wegen Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch an zwei Frauen verurteilt – ebenso gute Kandidaten für den "Women's Empowerment"-Dialog mit Harris gewesen wie Bill Clinton.
"Hier sehen wir Chauntae Davies, die Epstein beschuldigte, sie mehrfach vergewaltigt zu haben, wie sie Bill Clinton nach einem Flug in Epsteins Lolita Express eine Massage gibt."
Ein Twitter-Nutzer hatte seine eigene Theorie, warum Clinton eingeladen wurde:
"Ich schätze, weil Jeffrey Epstein nicht verfügbar war."
Ein anderer Kommentator machte einen Vorschlag, welche Debatte man im Anschluss hätte führen können:
"Gefolgt von einer Diskussion mit Harvey Weinstein über Frauen am Arbeitsplatz."
Einige sahen die Veranstaltung bereits als Sargnagel für die "MeToo"-Bewegung, die Frauen ermutigen sollte, sich mit ihren Erfahrungen bezüglich sexueller Belästigung insbesondere seitens hochrangiger Kollegen oder Arbeitgeber öffentlich zu melden. Besonders sticht dies vor dem Hintergrund ins Auge, dass Clintons Gesprächspartnerin Kamala Harris die erste Frau auf dem Posten des Vizepräsidenten in der US-Geschichte ist.
"Kamala Harris und Bill Clinton werden sich zusammensetzen und über 'Starkmachen von Frauen' sprechen. Das ist das offizielle Ende der 'MeToo'-Bewegung. Man sollte sich lieber damit beschäftigen, Cuomo wegen Totschlags an Tausenden von alten Menschen anzuzeigen – denn dieser Belästigungskram führt einfach zu nichts."
Kamala Harris sei damit als Vorkämpferin von frauenrechten nicht mehr glaubwürdig, so ein weiterer Twitter-Nutzer:
"Dass gerade Bill Clinton der Moderator bei einer Diskussion über das Wohlergehen von Frauen und Mädchen ist, sagt einem auch schon alles, was man über die Aufrichtigkeit von VP Harris und der Demokraten wissen muss – und ob und inwiefern für sie #MeToo mehr als ein Totschlagknüppel im politischen Kampf ist.
Nach wie vielen Flügen mit Epsteins Pädo-Flieger wäre er hierfür disqualifiziert? Nach wie viel Dutzend – oder vielleicht nach wie viel Hundert?"
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