Dass das Coronavirus nicht nur die Atemwege, sondern auch Organe wie Herz oder Nieren schädigen kann, ist schon länger bekannt. Mehrere Studien deuten nun darauf hin, dass das Virus auch den Hoden befallen und die Spermienqualität verschlechtern kann. SARS-CoV-2, das Virus, das die Krankheit COVID-19 verursacht, gelangt über ein Enzym (angiotensin-konvertierendes Enzym 2) in den menschlichen Körper, das in zahlreichen lebenswichtigen Organen wie Lunge, Herz, Nieren und Darm vorhanden ist. Dies macht sie anfällig für erhebliche Schäden, da das Virus dort Fuß fasst und beginnt, sich unkontrolliert zu replizieren. Vorläufige Studien haben das Virus in Samenproben von Patienten nachgewiesen, die an COVID-19 erkrankten.
Forscher der Huazhong Universität für Wissenschaft und Technologie in Wuhan fordern dringendere Untersuchungen zu den Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung auf die männliche Fruchtbarkeit, da immer mehr Hinweise auf eine verminderte Spermienmobilität, geringere Spermienzahlen und Hodenschäden vorliegen. "Wir finden, dass es dringend notwendig ist, männliche COVID-19-Patienten während ihrer Genesung zu verfolgen", sagten der Mikrobiologe Yu Tian und der Reproduktionsbiologe Li-quan Zhou.
Forscher der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Allameh Tabataba'i-Universität im Iran berichteten von direkten Hinweisen auf Hodenschäden nach einer COVID-19-Infektion. Sie analysierten die Spermien von 84 Männern, von denen die meisten an einer schweren Form von COVID-19 litten. Diese verglichen die Wissenschaftler mit Daten von 105 gesunden Männern. Das Ergebnis: Je schwerer der Verlauf der Erkrankung, desto mehr krankhafte Veränderungen in den Spermien. Besorgniserregend ist außerdem, dass die Spermien der Infizierten dreimal langsamer waren und auch die Menge der Spermien kleiner war. "Diese Folgen sind mit einer geringeren Spermienqualität und einem verringerten Fruchtbarkeitspotential verbunden", sagt Behzad Hajizadeh Maleki, Wissenschaftler an der Justus-Liebig-Universität. "Obwohl sich diese Auswirkungen mit der Zeit wieder zu bessern schienen, blieben die Werte bei den Betroffenen "deutlich und abnormal erhöht", erklärte er. Das Ausmaß dieser Veränderungen hänge auch mit der Schwere der Erkrankung zusammen.
Was dies für Männer bedeutet, die sich von einer SARS-CoV-2-Infektion erholten, ist auf lange Sicht noch nicht klar. Die Autoren der Studien fordern mehr Forschung, um festzustellen, ob und wie die veränderte Spermienqualität Einfluss auf die Empfängnisbemühungen hat.
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