NSA-Whistleblower Edward Snowden beantragt russische Staatsbürgerschaft

Nach sieben Jahren Asyl in Russland möchte US-Whistleblower Edward Snowden die russische Staatsbürgerschaft. Grund ist die baldige Geburt seines Sohnes. Er möchte nicht, dass sein Sohn ohne eine Heimat aufwächst. Snowden selbst würde gern in die USA zurückkehren.

Der im Exil lebende US-amerikanische Whistleblower Edward Snowden hat seine Entscheidung bekannt gegeben, die russische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Die Entscheidung begründete er damit, dass sein Sohn nicht dasselbe Schicksal teilen soll, da der Ex-NSA-Agent selbst getrennt von seiner Familie und ohne einen Ort lebt, den er als Heimat bezeichnen kann. In einer Reihe von Tweets erklärte Snowden:

Nach Jahren der Trennung von unseren Eltern hegen meine Frau und ich nicht den Wunsch, von unserem Sohn getrennt zu sein.

Deshalb beantragen wir in einer Zeit der Pandemien und geschlossener Grenzen die doppelte US-amerikanisch-russische Staatsbürgerschaft. Lindsay und ich werden US-Amerikaner bleiben und unseren Sohn mit allen Werten des Amerikas, das wir lieben, aufziehen – einschließlich der Freiheit, seine Meinung zu äußern. Unser größter Wunsch ist es, dass sich unser Sohn überall dort zu Hause fühlt, wo er lebt. Ich freue mich auf den Tag, an dem ich in die Vereinigten Staaten zurückkehren kann, damit die ganze Familie wieder vereint wird.

Die überraschende Ankündigung erfolgt wenige Tage, nachdem Edward Snowden und seine Ehefrau Lindsay bekannt gaben, dass sie ihr erstes Kind erwarten. Der Junge soll nach der Geburt die russische Staatsbürgerschaft erhalten.

Vergangene Woche, sieben Jahre nachdem er in Moskau angekommen und vor dem Zugriff US-amerikanischer Behörden in Sicherheit war, erhielt Snowden eine Daueraufenthaltsgenehmigung für Russland.

Snowden lebt im Exil, seit er die beispiellosen Massenüberwachungsoperationen der US-Geheimdienste und ihrer Verbündeten publik machte. Dazu gehörte auch eine große Menge an Dokumenten, die die ungerechtfertigte Sammlung von Telefonaufzeichnungen von US-Bürgern belegen. Sieben Jahre später entschied ein US-Bundesberufungsgericht, dass die Massensammlung von Daten zur Bespitzelung US-amerikanischer Bürger tatsächlich illegal ist.

Washington forderte die Auslieferung Snowdens, um ihn wegen Verstoßes gegen das US-Spionagegesetz anzuklagen. Dem 37-jährigen Whistleblower drohen im Falle einer Verurteilung bis zu 30 Jahre Gefängnis.

Snowden äußerte wiederholt seinen Wunsch, in die Vereinigten Staaten zurückzukehren, falls er begnadigt wird oder zumindest die Chance auf einen fairen Prozess besteht. US-Präsident Donald Trump, der den Informanten einst als Verräter bezeichnete, scheint seine Haltung gegenüber Snowden geändert zu haben. Während ein Drängen auf eine Begnadigung Snowdens an Dynamik gewinnt, ist der Ausgang der US-Wahl unvorhersehbar. In der US-amerikanischen Öffentlichkeit und im politischen Establishment der USA gibt es in dieser Frage keinen Konsens.

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