Die schweizerische Boulevard-Tageszeitung Blick hat eine klassische Zeitungsente zur Welt gebracht. In einem Bericht über das Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem Präsidenten Weißrusslands Alexander Lukaschenko, benutzte das Boulevardblatt unter dem Titel "Während sich Nawalny erholt – Putin provoziert mit Teetassen" ein falsches Foto von Putin. Gepaart mit der Überschrift soll es suggestiv den Inhalt des Artikels unterstützen, so enthüllte ein Artikel im Anti-Spiegel.
Das Bild, welches Putin mit zwei Tassen in der Hand zeigt, stammt aus einem älteren Videomitschnitt von einem Treffen zwischen Putin und dem Regisseur und Oscarpreisträger Oliver Stone, veranlasst zu dessen Dokumentation "Die Putin-Interviews". Darüber hinaus behauptete "Blick" nun obendrein, Putin hätte "durchblicken lassen", durchaus etwas mit der Vergiftung Nawalnys zu tun zu haben. Laut Anti-Spiegel fände man in den Veröffentlichungen zu dem Treffen zwischen Putin und Lukaschenko keinerlei Hinweise darauf, dass der "Fall Nawalny" überhaupt ein Thema gewesen sei.
'Während die positive Meldung von Nawalny die Runde machte, liess sich Putin mit zwei Tassen Tee in der Hand ablichten. Eine davon brachte er Lukaschenko, der laut offiziellen Aussagen gar keinen Tee trinkt. Tee trank dafür 2006 der russische Ex-Spion und Regierungskritiker Alexander Litwinenko (1962 – 2006). Das Getränk war mit Polonium vergiftet, Litwinenko starb daran. Wer hinter dem Anschlag steckte, ist bis heute nicht bekannt.' ", so zitiert der "Anti-Spiegel" den Artikel im "Blick".
Dieser Abschnitt, so Anti-Spiegel, stand unter der Teilüberschrift "Putin provoziert" und wurde mit dem besagten Bild garniert. Der Anti-Spiegel nimmt an, in der Redaktion vom Blick hätte man versucht, "den Lesern ein falsches Bild zu vermitteln":
Was genau will "Blick" suggerieren? Soll das eine Drohung an Lukaschenko gewesen sein? Vergiftet Putin alle Leute mit Tee? Wir erinnern uns, die ersten Meldungen sprachen ja davon, dass Navalny mit Tee vergiftet worden ist, woran auch "Blick" in dem Artikel vorher ausführlich erinnert hat. Das Problem an dem Foto ist, es ist nicht von gestern, es ist schon viele Jahre alt und der Mann, dem Putin die Tassen bringt, ist nicht Lukaschenko, sondern Oliver Stone und in den Tassen war kein Tee, sondern Kaffee. Übrigens mit Zucker, nicht mit Nowitschok."
Weiterhin kommt der Anti-Spiegel zu dem Schluss, dass der Artikel "also von vorne bis hinten gelogen" sei. Schließlich werde im Artikel kein Hinweis gegeben, dass Putin habe etwas "durchblicken lassen".
Lediglich die Überschrift und das alte Bild von Putin mit den Tassen in jeder Hand dienen als tragendes Element der Verleumdung, da durch die vorangegangene Story und das Aktivieren des vertrauten medialen Feindbildes Russland, die kognitiven Verbindungen "Putin-Tasse-Tee-Gift" gefestigt wurden. Außerdem führt der Anti-Spiegel die Quelle für den Blick-Artikel auf; dies sei ein Tweet von einer – laut eigenen Angaben – "freien Journalistin, investigativen Ermittlerin mit dem Fokus auf Politik, Korruption, und global organisierte Verbrechen", mit dem Namen Olga Lautman:
Eine Richtigstellung durch Lautman blieb bislang aus, auf Blick ist der Artikel nun mittlerweile nicht mehr zu finden. Doch auf der Facebook-Seite der Schweizer Boulevard-Tageszeitung kann man den noch sehen.
Update: Der Blick hat sich inzwischen bei seinen Lesern für den "Fehler" entschuldigt. In einer Anmerkung der Redaktion unter dem Text "Putin gibt Lukaschenko Kredit" heißt es:
In einer ersten Version dieses Artikels nahm BLICK auf eine Szene Bezug, bei der Putin zwei Teetassen in der Hand hielt. Diese Szene war allerdings nicht aktuell, sondern stammt aus der Interview-Reihe mit Regisseur Oliver Stone 2017. BLICK entschuldigt sich für den Fehler.
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