Corona-Ausschuss: "Medien verängstigen die Bevölkerung mit Lügen"

In der dritten Expertenanhörung der Stiftung Corona-Ausschuss sprachen Mediziner und Wissenschaftler aus Italien über die dortige Situation und deren Hintergründe. Medienberichte aus Italien waren mit ausschlaggebend für die in Deutschland verordneten Corona-Maßnahmen.

Vorbemerkung: RT DE berichtet in einer eigenen Serie mit Artikeln und Podcasts über die Arbeit der Stiftung Corona-Ausschuss. Dabei geht es neben der Information eines möglichst breiten Publikums auch um die Dokumentation der Ausschussarbeit zur Corona-Krise als ein buchstäblich umwälzendes Ereignis. Die Berichterstattung zu den Anhörungen des Ausschusses erfolgt thematisch und nicht chronologisch. Sie bleibt durch das Geschehen an sich tagesaktuell – mit Blick auf die weiteren Entwicklungen sowie hinsichtlich einer Aufarbeitung der bisherigen Ereignisse.

Am 23. Juli kamen die Juristen der Stiftung Corona-Ausschuss in Berlin zu ihrer dritten Sitzung zusammen, um die Regierungsmaßnahmen in der Corona-Krise zu untersuchen und einer öffentlichen sowie rechtlichen Bewertung zugänglich zu machen.

"Bergamo – was war da los?", so die pointierte Fragestellung dieser mehrstündigen Expertenanhörung zur Corona-Krise in Italien, deren Bilder und Berichte in den deutschen Medien entscheidend für die Begründung und Durchsetzung der Corona-Maßnahmen hierzulande waren und sind.

Bei der Anhörung der Mediziner und Wissenschaftler aus Italien wurden die Juristen des Ausschusses vom Lungenarzt und Epidemiologen Dr. Wolfgang Wodarg unterstützt, der maßgeblich zur Aufklärung der sogenannten "Schweinegrippe-Pandemie" von 2009 beitrug und heute den Umgang mit der "Corona-Krise" kritisiert. Hierzu war Wodarg in der ersten Ausschusssitzung bereits selbst als Experte ausführlich befragt worden.

Anhörung – Experten zur Situation in Italien

DIE LAGE IN ITALIEN

Wodarg erinnert zu Beginn an die Beobachtungen in China, die Anfang des Jahres die Medienberichterstattung beherrschten. Das dortige Geschehen sei konzentriert auf die Region um die Stadt Wuhan geblieben, wohingegen es in anderen Teilen Chinas völlig andere Verhältnisse und kaum Todesopfer sowie erheblich weniger mediale Aufmerksamkeit gegeben habe.

Ende Februar, Anfang März hörte man plötzlich nichts mehr von China. Genau das war der Zeitpunkt, an dem Italien dann die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Die schrecklichen Bilder aus China wurden abgelöst von den schrecklichen Bildern aus Bergamo.

Viren gehen um die ganze Welt, so Wodarg, weshalb sich die Frage gestellt habe:

Weshalb jetzt gerade in Italien?

Den Bildern aus Bergamo und von Särgen sei dann rasch der "Lockdown" in Italien gefolgt. Es hätten schlimme Verhältnisse und Panik geherrscht. Die Angsterzeugung über die Bilder habe vermutlich auch zu starken Reaktionen in der Bevölkerung geführt.

Es seien sehr viele und vorrangig alte Menschen als Opfer registriert worden, sodass der Gedanke aufkam, dass dort irgendetwas mit der Betreuung der alten Menschen schief gegangen sei.

Der Vorsitzende der deutschen Kassenärztlichen Vereinigung habe ihm gegenüber in einem Telefonat berichtet, dass die Menschen in Italien Angst davor hätten, in ihre eigenen Krankenhäuser zu gehen.

Es gebe in Italien rund zehnmal mehr nosokomiale Infektionen (im Krankenhaus erworbene Infektionen) als in Deutschland, wo diese Situation auch schon viel zu schlimm sei, anders als in den Niederlanden. Dort sei es deutlich besser. In Italien und Spanien trete bekanntermaßen dieses Problem europaweit am massivsten auf, weshalb dortige Krankenhausaufenthalte speziell für geschwächte Patienten besonders gefährlich seien.

Darüber hinaus spiele in Italien und dort besonders im Norden die Altersstruktur mit dem höchsten Durchschnittsalter in Europa eine Rolle. Lungenentzündungen würden mit 70 bis 80 Prozent der Fälle vor allem bei Alten auftreten.

Der Norden Italiens sei auch die Region Europas mit der höchsten Luftverschmutzung. Es träfen also viele Faktoren zusammen.

Das allein habe ihm als Erklärung allerdings nicht gereicht.

Hinzu käme, dass infolge der Panik und Maßnahmen die Pflegekräfte das Land verlassen hätten und es dadurch möglicherweise Probleme bei der Betreuung und Versorgung der Alten und Pflegebedürftigen gegeben habe.

Doch auch die Frage, welche medizinischen Behandlungen und Medikamente bei den Patienten zum Einsatz kamen, interessiere ihn besonders.

Ich weiß nicht, welche Behandlung sie bekommen haben. Darüber gibt es keine Daten. Das ist nicht nur in Italien so, sondern überall auf der Welt werden uns die Testergebnisse, die Kranken und die Toten gemeldet. Es wird auch bei den Verstorbenen nachgeschaut, woran sie möglicherweise verstorben sind. Da ist in Italien auch einiges diskussionswürdig, was da in letzter Zeit veröffentlicht wurde. Aber was nie veröffentlicht wird, ist: Was haben die vorher für Medikamente bekommen?

In Deutschland stürben beispielsweise annähernd zehn Prozent der Krankenhauspatienten an Nebenwirkungen der Medikamente, die sie vorher oder in der Klinik verabreicht bekämen.

Daher möchte er für Italien wissen, welche Medikamente zum Einsatz kamen und welche Empfehlungen es seitens der Gesundheitsbehörden oder Ärzteorganisationen gab, ob diese von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kamen und ob man diesen blind gefolgt war oder ob es je nach Klinik verschiedene Anweisungen der Chefärzte gab.

Es gibt keine Medikamente gegen COVID-19, gegen Corona-Infektionen. Man kann palliativ behandeln. Man kann behandeln, dass die Menschen diese Krankheit gut überstehen, man kann sie unterstützen. Aber es gibt keine richtige Therapie, die klinisch ausprobiert und anerkannt und zugelassen wäre, evidenzbasiert, durch kontrollierte, randomisierte Studien. Das gibt es nicht.

Die Lage in Italien sei insbesondere vor dem Hintergrund der Situation in Deutschland zu untersuchen, so der Ausschuss. Schließlich sei hier der "Kelch an uns vorübergegangen", gebe es keine Übersterblichkeit und könne man eher von einer milden Grippewelle sprechen.

Aber aus Italien und den USA (...) wurden immer wieder Horrormeldungen verbreitet, die dann dazu benutzt wurden, der Bevölkerung zu sagen: 'Guck mal, wenn wir jetzt aber nicht aufpassen, dann wird es genauso schlimm wie da.'

Das besondere Interesse des Ausschusses gelte daher Italien und auch den USA sowie anderen Ländern – dem, was dort wirklich los gewesen sei.

Als Juristen wollten sie wissen:

Ist die Situation in Bergamo wirklich so gewesen, wie sie dargestellt wurde?

Gab es dies auch in anderen Teilen des Landes?

Was ist tatsächlich in Bergamo der Hintergrund für diese Bilder gewesen?

Zu beachten ist dabei, so Wodarg, dass es keine Viren gibt, die sich an der Grenze ändern.

Wenn man sich in Deutschland, Österreich oder Italien mit Corona infiziert, dann sind da die Viren und die Menschen und es gibt gleiche Reaktionen. Dass in dem einen Land die Menschen an dem Virus sterben und in dem anderen Land nicht, das ist nicht erklärbar. Das gibt es nicht. Daher muss es an anderen Dingen liegen, die in dem Land anders sind als im anderen Land.

BERICHT EINES ARZTES AUS DER NÄHE VON BERGAMO

Beim ersten anzuhörenden Experten aus Italien handelte es sich um einen praktizierenden Arzt aus der Nähe von Bergamo, Präsident eines italienweiten Ärzteverbandes und Mitglied eines Netzwerkes zum Austausch von Informationen zu den Hintergründen der Corona-Krise.

Die Mortalität sei in allen Regionen im Vergleich zum Vorjahr normal gewesen, auch in der norditalienischen Lombardei, mit Ausnahme zweier Orte: Bergamo und Brescia. Dort seien zwei besondere Umstände zusammengekommen.

Zum einen habe es dort eine massive öffentliche Impfkampagne gegeben. Mittlerweile zeigten wissenschaftliche Studien, dass infolge von Grippeimpfungen die Anfälligkeit für andere Atemwegsinfektionen wie COVID-19 steige.

Zum anderen habe es in der Lombardei die amtliche Anweisung gegeben, Intensivpatienten nach deren Behandlung in Altenheimen unterzubringen.

Die Zahl von rund 7.000 Todesfällen in den Pflegeeinrichtungen für Alte hänge mit dieser Entscheidung der Regionalregierung zusammen.

Der Präsident der Region rechtfertige diese Maßnahme und werde dabei von den Mainstreammedien gedeckt. Allerdings hätten Verwandte der Opfer die Region Lombardei verklagt und die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen.

Es habe zudem gemäß den Protokollen der Region schädliche oder unnütze Behandlungen mit Medikamenten wie Paracetamol und Antibiotika gegeben. Schließlich habe man teure antivirale Präparate eingesetzt, mit wenig Erfolg. Dadurch, dass keine Obduktionen erlaubt worden seien, habe man die Thrombosen nicht erkannt, an denen die alten Menschen verstorben seien.

Erst durch spätere Obduktionen habe man dies bemerkt, doch da habe es bereits viele Todesopfer gegeben. Statt das billige und wirksame Medikament Heparin einzusetzen, habe man auf die teuren, ineffizienten antiviralen Mittel gesetzt.

Schließlich sei ein Arzt im lombardischen Mantua dazu übergegangen, die Patienten mit Blut von Genesenen zu behandeln, was dazu geführt habe, dass keiner der Erkrankten mehr verstorben sei. Regierung und Medien hätten dieses Vorgehen "zensiert" und darüber hinaus versucht, den Arzt durch den Einsatz der Polizei gegen ihn einzuschüchtern. Die Wirksamkeit dieser "Plasmatherapie" sei von anderen Ärzten und Kliniken bestätigt worden.

Das bei frühzeitigem Einsatz sehr wirksame Mittel Hydroxychloroquin sei sogar verboten worden, wie in den USA. Andererseits seien rund 5.000 künstliche Beatmungsgeräte bei den zumeist alten Patienten eingesetzt worden.

Damit hat man Menschen, die sehr alt sind, wahrscheinlich sehr stark gefährdet. Wenn man 80-Jährige intubiert [künstlich beatmet], dann ist die Überlebenschance sehr gering. Die Intubation und die nosokomialen Infektionen, die natürlich bei der Intubation noch gefährlicher sind, da wird abgesaugt, da wird manipuliert in den Atemwegen. Es ist nicht nur bei der Beatmung das Risiko da, sondern auch das Risiko der zusätzlichen Infektion ist sehr groß. (...) Ich halte das überhaupt nicht für indiziert. Das war sicherlich eine Fehlbehandlung. Es hat sich ja in anderen Ländern gezeigt, dass diese Menschen zu sehr großen Teilen gestorben sind und dass sie nicht mehr starben, wenn man aufhörte, sie zu intubieren.

Diese Einschätzung Wodargs bestätigte der italienische Arzt auf Nachfrage des Ausschusses. Insbesondere beim Vorliegen solch unbehandelter Thrombosen stürben die Menschen mit oder ohne künstliche Beatmung.

Intubation war keine nützliche Behandlung.

Es sei nicht nur nicht nützlich, sondern zusätzlich gefährlich gewesen.

Insgesamt sei von offizieller Seite kein Wille zur effektiven medizinischen Behandlung zu erkennen gewesen.

Die Entscheidungen und Anordnungen zum Einsatz teurer und ineffektiver antiviraler Medikamente anstelle bekannter und wirksamer günstigerer Mittel und Behandlungen habe das Gesundheitsministerium getroffen. Solche "teuren" Behandlungen bezahle grundsätzlich der italienische Staat anstelle der Krankenversicherungen.

Befragt nach der jetzigen Situation in Italien sagte der Arzt:

Alle Medien befördern eine Stimmung der Panik, um die Bevölkerung zu verängstigen, mit einigen Lügen. So hatte beispielsweise rund ein Drittel der Population bereits Kontakt mit dem Virus. Diese Information wird nicht weitergegeben. Wenn wir eine Person mit COVID-19-ähnlichen Symptomen haben, müssen wir alle Personen aus ihrem Umfeld testen. Und wenn wir einige Leute mit positiven Testbefunden haben, schreien alle: 'Eine Gruppe Infizierter'. Alle sind verängstigt. Alle werden in Quarantäne geschickt. Die TV-Nachrichten alarmieren über neue Infektionen, wenn wir neun oder zehn Tote am Tag 'mit' COVID-19 haben, doch möglicherweise nicht 'durch' COVID-19. Die Situation ist sehr schwierig, weil wir denken, dass die italienische Regierung einen neuen 'Lockdown' möchte, möglicherweise im Herbst. Mit neuerlichen Schulschließungen und allen ähnlichen Maßnahmen. (...) Wir möchten gegen diese Ideen kämpfen und unsere Freiheit und unsere verfassungsmäßigen Rechte zurückgewinnen. Wir möchten diese korrupte Regierung loswerden, die die Rechte der Pharmaindustrie und nicht die Rechte der Bürger vertritt.

Darüber hinaus seien die Krankenhäuser leer. Das Virus sei de facto nicht mehr existent. Die virale Kraft sei weg. So die Aussagen vieler Top-Professoren, die ihre Feststellungen auch im Fernsehen äußern und zur Normalisierung der Situation aufrufen:

Italiener, geht raus. Genießt das Leben. Geht zurück zur Normalität.

Die darauffolgenden Angriffe verteidigen sie:

Sorry. Wir sind Wissenschaftler. Wir haben das beobachtet. Wir haben Beweise. Jeder kann das überprüfen.

Es gebe keine Gefahr mehr. Trotzdem werde über Pressekampagnen weiterhin Angst verbreitet. Allein durch die Tatsache, dass immer wieder einige Menschen positiv getestet werden. Wobei die Rate der Falsch-Positiven bei abnehmender Virushäufigkeit entsprechend hoch liege. Dennoch sprächen die Medien weiterhin von einer großen Gefahr für die Bevölkerung und würden weitere Sondermaßnahmen erlassen.

Abschließend fragte der Ausschuss, ob es auf Basis des landesweiten Netzwerks und der darüber vorliegenden vielen Daten eine Einschätzung zum Nutzen und zum Schaden hinsichtlich der Gesundheitssituation der Bevölkerung durch die getroffenen Corona-Maßnahmen gibt und wie viele Personen tatsächlich an COVID-19 erkrankt und gestorben sind.

Die Datenlage dazu sei schwierig. Zudem gebe es eine Regierungsempfehlung zur Registrierung Verstorbener als COVID-19-Tote selbst bei leichtesten Verdachtsfällen und bei positiven Testbefunden. Auch habe es tatsächlich falsche Registrierungen von Personen gegeben, die nicht an COVID-19 verstorben seien. Zwar bestehe keine Klarheit über die Zahlen, doch regierungsferne Experten gingen von einer sehr viel geringeren Anzahl COVID-19-Toter aus als offiziell und in den Medien verbreitet.

Wir haben Statistiken über die Toten. Der durchschnittliche Tote in Italien ist 80 Jahre alt, wenn er ein Mann ist, und 83 Jahre, wenn er eine Frau ist, hat 3,3 Vorerkrankungen zum Zeitpunkt des Todes, ist zu 75 Prozent ein Mann und zu 73 Prozent übergewichtig. (...) Die Vorerkrankungen waren Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs. Ich denke, es ist klar, dass es sich hier lediglich um eine Vorverlagerung des Todes von schwachen Patienten handelte. Zudem sterben in Italien täglich 500 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 400 an Krebs. Es ist sehr leicht, aus dieser Gruppe Fälle herauszugreifen und als COVID-19-Tote zu deklarieren. Bei täglich zehn bis fünfzehn COVID-19-Toten, von denen ich denke, dass keiner von ihnen durch COVID-19 gestorben ist, aber sie als solche registriert werden.

Wodarg bestätigt diese Schilderungen unter Berufung auf frühere Berichte der italienischen Gesundheitsbehörde (ISS). Doch mittlerweile gebe es einen neuen Bericht derselben Behörde, zusammen mit einer anderen Stelle, wonach 85 Prozent der Verstorbenen auch wirklich an COVID-19 verstorben seien, allerdings ohne Informationen darüber, wie dies festgestellt worden sei. Es stelle sich die Frage, wie es zu dieser Kehrtwende gekommen ist.

Dazu, wie dieses "Storytelling" zustande gekommen sei, gebe es eine unabhängige Analyse und zur Qualität dieses Berichts und dieser Daten dem Arzt nach folgende Erklärung:

Es ist ein simpler Trick. Es sind falsche Daten. Sie haben nur ein Sechstel aller Todesfälle analysiert. Und bei diesem Sechstel haben sie die Angaben auf den Totenscheinen untersucht. (...) Ich weiß nicht, wie man diese Todesfälle ohne Daten durch Obduktionen analysieren kann. (...) Wenn man Daten von Obduktionen hat, dann sind das gute Daten. Aber wenn man nur Zählungen durchführt, die auf den zwei Zeilen basieren, die die offiziellen Ärzte zum Zeitpunkt des Todes in die Totenscheine eintragen, dann sind das keine korrekten Daten.

BERICHT EINER PHARMAKOLOGIN UND MOLEKULARBIOLOGIN

Zur Frage der Obduktionen berichtete als weitere Expertin eine Wissenschaftlerin, die an der US-Universität Harvard zur Gentechnik geforscht sowie in der Pharmaindustrie im Bereich der Medikamentenzulassung gearbeitet hatte und seit vielen Jahren für Nichtregierungsorganisationen als Beraterin für gesundheitliche und medizinische Fragen tätig ist.

Trotz der anfänglichen amtlichen Restriktionen, die Toten zu obduzieren, lägen inzwischen einige Untersuchungen von COVID-19-Toten vor. Von diesen seien demnach viele an Thrombosen statt an Lungenentzündungen verstorben. Es fehlten Daten. Doch einige Epidemiologen würden über Vergleiche mit den Vorjahren Erkenntnisse zum Krankheitsgeschehen gewinnen, um die Todesursache COVID-19 von anderen Todesursachen unterscheiden und tatsächlich bestimmen zu können.

Ähnlich wie in Deutschland seien im Vergleich zum vergangenen Jahr auch in Italien viele Todesfälle durch Lungenentzündungen und Grippe aus der Statistik verschwunden.

Es fehle an umfassenden Untersuchungen auf andere Kofaktoren und Koinfektionen. Ersten Voranalysen zufolge hatten die meisten Patienten mit schweren Verläufen Koinfektionen, vor allem Krankenhausinfektionen, die zu Komplikationen führten.

Wir haben zwei Arten von Krankheitsverläufen. Milde, grippeähnliche Verläufe, die nicht zu viele Probleme bereiten und von denen sich die Personen erholen können. Das Hauptproblem sind die Fälle, bei den Komplikationen auftreten.

Dabei lägen die schweren Verläufe zahlenmäßig auf dem Niveau, das man im vergangenen Jahr bei der regulären Grippe verzeichnet hatte.

Patienten mit Komplikationen seien erst spät besser behandelt worden, sodass sich Kliniken anfänglich zu "neuen epidemischen Zentren" der Krankheit entwickelt hätten. Erst jetzt, nachdem viele Menschen infolge verspäteter und falscher Behandlungen gestorben seien, habe man diese Fehler verstanden und könne sie vermeiden. Man wisse nun, wie man diese Patienten behandeln müsse.

Man hätte Patienten der Risikogruppen und mit schweren Krankheitsverläufen isolieren sollen, um so eine angemessenere Behandlung zu ermöglichen. Der allgemeine "Lockdown" mit drastischen Quarantänemaßnahmen infolge positiver PCR-Testbefunde sei sinnlos sowie kontraproduktiv und eine Überreaktion gewesen. Zumal diese Tests lediglich Indikatoren für molekulares Virusmaterial sind, doch keine Aussagen über das tatsächliche Infektionsgeschehen liefern können, so die Wissenschaftlerin. Auf diese Testproblematik sei sie in aktuellen Studien vertieft eingegangen.

BERICHT EINER NANOPATHOLOGIN UND BIOTECHNOLOGIN

Der Ausschuss befragte die Expertin der Nano- und Biotechnologie zur Neuartigkeit von SARS-CoV-2 im Zusammenhang mit Berichten darüber, dass dieses Virus oder Teile davon bereits im Vorjahr in Abwässern der Region gefunden worden sei.

Das halte sie für möglich und auch Aussagen befreundeter Wissenschaftler deuteten darauf hin, doch ihr selbst lägen dazu keine unmittelbaren Erkenntnisse vor.

Durch ihre Tätigkeit als Nanotoxikologin verfüge sie über Spezialausrüstung, die sie an eine Klinik in Bergamo zur sicheren Durchführung von Obduktionen gespendet habe. Ein in diesem Zusammenhang von ihr geplantes und der EU-Kommission vorgeschlagenes wissenschaftliches Nano-COVID-19-Projekt sei von dieser abgelehnt worden, weshalb sie die Forschungsarbeit mit eigenen finanziellen Mitteln gestartet habe.

Nach einem Monat der Zusammenarbeit mit der Klinik habe sie von dieser einen "sehr demütigenden Brief" erhalten, wonach kein weiteres Interesse an dem Forschungsprojekt bestünde.

Wir verstanden dies so, dass sie nicht wissen wollten, weshalb sie die höchste Konzentration an Todesfällen in ganz Italien hatten.

Sie habe diese Untersuchungen angeboten, um Kofaktoren der COVID-19-Erkrankung auf den Grund zu gehen, da die hohe Anzahl an Toten abnormal gewesen sei und es deshalb eine andere Erklärung dafür geben müsse.

Insbesondere halte sie es für möglich, über nanotechnologische Analysen zu klären, was genau die Thrombosen, an den hauptsächlich die Menschen verstarben, "getriggert" habe. Inwieweit das Virus oder andere Partikel auslösende Faktoren gewesen seien.

Diese neuen wissenschaftlichen Verfahren könnten helfen, zu verstehen, warum diese Personen starben. Wir wissen, dass die behandelnden Ärzte am Anfang eine falsche Diagnose gestellt hatten. Sie gingen davon aus, dass die respiratorischen Symptome Folge einer Lungenentzündung seien. Aber es gab möglicherweise auch prädominante Thromboembolien.

Sie habe dafür auch den Chef der Hamburger Rechtsmedizin, Professor Klaus Püschel, kontaktiert, der in Deutschland als erster Obduktionen vornahm und feststellte, dass in keinem der untersuchten Fälle das Virus allein ursächlich für den Tod war, sondern andere Faktoren und Vorerkrankungen. Allerdings habe er nicht auf ihre Anfrage reagiert.

Weshalb es von offizieller italienischer Seite keinerlei Interesse daran gibt, das Krankheitsgeschehen aufzuklären, wisse sie nicht. Es gebe offenbar ein "politisches Problem". So sei es nicht normal, Tote wie geschehen ohne Einverständniserklärung der Angehörigen einzuäschern, wogegen diese jetzt rechtliche Schritte unternähmen.

Mittels Autopsien kann man sehen, was geschehen ist. Derzeit erstellt man die Diagnose COVID-19 durch einen PCR-Test. Man hat analytische Resultate. Aber man sieht gar nichts. Man sieht das Virus nicht. Man vermutet es. Über einen Zusammenhang.

Dem Resümee des Ausschusses, dass es nicht genug Obduktionen zur tatsächlichen Feststellung der Todesursachen insbesondere mittels nanotechnologischer Verfahren gab, um ein klareres Bild der COVID-19-Erkrankung zu gewinnen, stimmte sie zu.

Ihrer Erfahrung nach sei es über nanopathologische Analysen im Rahmen von Obduktionen möglich, festzustellen, ob die Patienten an COVID-19 verstorben seien oder an anderen Faktoren. Allerdings habe man ihr nicht die Möglichkeit gegeben, hier diese Untersuchungen an konkreten Fällen tatsächlich durchzuführen.

Sie unterstrich dabei, dass es sich bei diesen nanopathologischen Analysen nicht um eine Hypothese handelt, sondern um eine anerkannte wissenschaftliche Methodik. Man könne konkret die auslösenden Faktoren der Thromboembolien analysieren und differenzialdiagnostisch das Krankheitsgeschehen im Zusammenhang mit COVID-19 näher bestimmen.

Wenn das Virus sich in verschiedenen Ländern verschieden verhält, muss es verschiedene Ursachen haben. Medizinische Behandlungen, Umweltfaktoren, Vorerkrankungen. Jeder Fall ist ein Einzelfall. Also muss man Fall für Fall vorgehen.

FAZIT UND AUSBLICK

Diese vielen und gewichtigen Faktoren, die für die Todesfälle in Italien im Zusammenhang mit COVID-19 ursächlich sein könnten, müssen vor allem mit Bezug auf die Vorjahre und mögliche Veränderungen untersucht werden, kommentierte Wodarg die Schilderungen der Experten zur dortigen Situation.

Gerade auch die berichteten und verstörend wirkenden Fälle von Toten unter dem medizinischen Personal müssen Wodarg zufolge darauf hin untersucht werden, ob und mit welchen Medikamenten Ärzte und Pflegekräfte zuvor und begleitend prophylaktisch behandelt wurden.

Wir können als Zwischenergebnis feststellen, dass wir nicht genug wissen, so der Ausschuss.

Was man auf jeden Fall feststellen kann, ist, dass das Bild nicht so klar ist wie das, was von Italien vermittelt worden ist.

Die Menschen seien offenbar nicht einzig und eindeutig alle an COVID-19 verstorben. Man blicke möglicherweise auf ein Konglomerat von Kofaktoren, insbesondere auf die Rolle der medizinischen Behandlungen. Zu Letzterem müssten die Auskünfte allerdings noch weiter über zusätzlich anzuhörende Experten präzisiert und mit Fakten untermauert werden.

Wodarg erinnerte dabei an ein grundlegendes Problem aus wissenschaftlicher Sicht und dessen Bedeutung bei der aktuellen Einschätzung der Coronaviren:

Dass man Ereignisse analysiert und keinen Bezug hat zu dem, was sich sonst und immer ereignet. Ich kann keinen Bezug herstellen: Ist das normal oder ist das außergewöhnlich. Sachen, die ich das erste Mal beobachte, sind außergewöhnlich, obwohl sie schon immer da waren. Und das ist das große Problem dabei. Wenn wir kein Sentinel haben, so wie das Robert Koch-Institut und andere Institute es haben. Die beobachten die Pneumoniehäufigkeit jedes Jahr, die beobachten einige Viren. Coronaviren in Deutschland bisher nicht, weil sie nicht wichtig schienen. (...) Wir können davon ausgehen, dass wir immun sind gegen Coronaviren. Gegen alle. Weil unsere T-Zellen als Langzeitgedächtnis die Viren kennen gelernt haben. Wahrscheinlich schon mit der Kindheit. Und dann immer wieder, jedes Jahr. Es gibt immer eine Auffrischung.

Diese Erkenntnis verträten auch andere anerkannte Wissenschaftler und Mediziner.

Herdenimmunität ist viel komplexer. Sie ist nicht nur in den Antikörpern, sondern auch in den Zellen. Die T-Zellen sind Gedächtniszellen. (...) Wir können davon ausgehen, dass wenn die Menschen nicht krank werden, sie immun sind.

Es gibt offenbar eine Menge Faktoren, die nichts mit COVID-19 zu tun haben, die als Todesursachen in Betracht kommen, so der Ausschuss. Man werde sich um noch klarere Aussagen aus medizinischer Sicht hierzu bemühen, insbesondere aus Italien. Man versuche hierfür auch Prof. Klaus Püschel zu gewinnen.

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