Der jahrhundertealte Streit zwischen hinduistischen und muslimischen Gruppen über den Besitz eines Grundstücks, auf dem bis in die 1990er Jahre in Ayodhya eine Moschee stand, wurde im vergangenen November vom Obersten Gerichtshof Indiens beendet. Der Gerichtshof genehmigte den Bau eines Tempels von Rama – der siebenten Inkarnation der hinduistischen Gottheit Vishnu – und verordnete, dass die Moschee an einen anderen Ort in der Stadt verlegt werden muss.
Ein hochrangiger Vertreter der regierenden BJP-Partei, der einen Schlüsselposten in der Legislative des Bundesstaates Madhya Pradesh innehat, glaubt, dass Rama der tödlichen Coronavirus-Pandemie, die weltweite Verwüstungen verursacht, ein Ende bereiten kann.
Gegenwärtig ist er, Rameshwar Sharma, der vorübergehende Sprecher des Parlaments des Bundesstaates Madhya Pradesh.
Rama, der von Millionen von Hindus verehrt wird, ist der Protagonist des antiken indischen Epos Ramayana. Die Dichtung beschreibt, wie Rama den legendären Dämonenkönig Ravana tötete.
Sharma erklärte, dass die Zeremonie der Grundsteinlegung des Tempels am mythologischen Geburtsort von Rama in der Stadt Ayodhya im Bundesstaat Uttar Pradesh den Beginn der Vernichtung des Coronoavirus markieren werde.
Es wird erwartet, dass der indische Premierminister Narendra Modi am 5. August den Grundstein des Tempels legen wird.
Unter Bezugnahme auf die im Hinduismus heilige Schrift Ramayana sagte Sharma:
Er (Rama) hatte sich zum Wohle der Menschheit und zum Töten von Dämonen zu dieser Zeit reinkarniert. Sobald mit dem Bau des Rama-Tempels begonnen wird, wird auch die Zerstörung der COVID-Pandemie beginnen." Er fügte hinzu: "Nicht nur Indien, sondern die ganze Welt leidet unter dem Coronavirus. Wir halten nicht nur die soziale Distanzierung aufrecht, sondern gedenken auch unserer heiligen Figuren. Der Oberste Gerichtshof hat den Bau des Rama-Tempels angeordnet.
Für die hindunationalistische BJP ist der Bau des Tempels von Rama an seinem Geburtsort in Ayodhya seit ihrer Gründung als politische Partei im Jahr 1980 ein wichtiges Wahlkampfversprechen.
Die Babri-Moschee existierte jahrzehntelang auf demselben Stück Land. Hinduistische Gruppen behaupteten jedoch, dass ein von den Moghulherrschern im 16. Jahrhundert zerstörter Tempel der Moschee vorausging. Im Dezember 1992 riss eine gewalttätige Gruppe von Hindus sogar die Kuppeln der Moschee auf dem umstrittenen Land nieder.
Hinduistische Verbände gewannen schließlich im November letzten Jahres einen langwierigen Rechtsstreit. Indiens oberstes Gericht entschied zugunsten der Hindus und wies die Einwände der muslimischen Gruppe, das Land gehöre der Moschee, zurück.
Das Urteil gab den Weg frei für den Bau eines großen Rama-Tempels in Ayodhya. Das Gericht hatte auch die Regierung von Uttar Pradesh angewiesen, den Muslimen als Entschädigung ein Stück Land an anderer Stelle zu übergeben.
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