"Wegen schwulen Charakters" - Türkei verbietet Netflix Dreharbeiten an neuer Serie

Das türkische Kulturministerium hat dem Streaming-Giganten Netflix die Dreharbeiten an einer türkischen Serie wegen eines schwulen Charakters nicht erlaubt. Daraufhin strich Netflix diese Produktion ganz. Man hat sich dagegen entschieden, das Drehbuch umzuschreiben.

Die Serie "If Only" war ursprünglich als ein romantisches Beziehungsdrama gedacht. Ein Nebencharakter sollte homosexuell sein. Die Serie sei einen Tag vor dem Drehbeginn abgesagt worden, teilte die Drehbuchautorin Ece Yörenç im Interview mit einem türkischen Magazin mit:

Aufgrund eines schwulen Charakters wurde die Drehgenehmigung nicht erteilt. Das ist sehr beängstigend für die Zukunft.

Netflix bestätigte die Entscheidung zwar nicht offiziell, teilte aber mit, man bleibe den türkischen Kunden zutiefst verpflichtet. Im November 2019 waren in der Türkei 1,5 Millionen Menschen Kunden bei Netflix.

Mehr zum ThemaWegen "Blackfacing": Streamingdienste streichen Sketch-Show "Little Britain" aus Angebot

Homosexualität ist in der Türkei nicht verboten. Aktivisten beklagen dennoch immer wieder Diskriminierung. Die traditionelle Gay-Pride-Parade im Zentrum Istanbuls war in den vergangenen Jahren verboten worden.

Erst im April sagte Ali Erbaş, der Präsident des türkischen Amtes für religiöse Angelegenheiten, Homosexualität bringe Krankheiten mit sich und lasse Generationen "verrotten". Präsident Recep Tayyip Erdoğan stellte sich hinter Erbaş und sagte, seine Aussagen seien korrekt, aber nur bindend für Muslime.