Eigentlich hat Mainz 05 momentan ganz andere Sorgen. Der Bundesligist steht auf Platz 15 der Tabelle – mit nur drei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz 16. Aus den letzten fünf Spielen holte die Truppe gerade mal magere fünf Punkte. Das könnte am Ende knapp werden. Mitten im Abstiegskampf macht der Herzensverein von Liverpool-Trainer Jürgen Klopp nun mit einer ungewöhnlichen Aktion Schlagzeilen.
Auslöser war das Austrittsschreiben eines Fans. Der Anhänger, oder besser ehemalige Anhänger, der Mainzer beschwerte sich in seinem Brief darüber, dass zu viele dunkelhäutige Profis in der Mannschaft spielen. Das nicht namentlich genannte Mitglied schrieb:
Ich kann mich mit diesem Verein schon seit Monaten nicht mehr identifizieren! Mittlerweile bekomme ich den Eindruck vermittelt, dass ich beim Africa-Cup bin, anstatt in der deutschen Bundesliga.
Er sei "auf keinen Fall" rassistisch veranlagt, so der Fan weiter. Aber:
Wenn seit Wochen in der Startformation neun (!!!) dunkelhäutige Spieler auflaufen und deutschen Talenten kaum noch eine Chance gegeben wird, dann ist das nicht mehr mein über die Jahre liebgewonnener Verein.
Tatsächlich kicken bei Mainz 05 viele afrikanisch-stämmige Fußballer mit. Innenverteidiger Moussa Niakathé hat die französische sowie die malische Staatsangehörigkeit. Rechtsverteidiger Phillipp Mwene ist Kenianer und Österreicher. Pierre Kunde Malong spielt für den Kamerun. Stürmer Robin Quaison hat einen ghanaischen Vater, spielt aber für das Land seiner Mutter Schweden. Der vom FC Liverpool ausgeliehene Stürmer Taiwo Michael Awoniyi ist Nigerianer.
Übrigens spielen mit Matondo-Merveille Papela und Ridle Baku auch in Mainz geborene dunkelhäutige deutsche Talente in der Mannschaft. Beide laufen schon seit Jahren für die Juniorenauswahlen des DFB auf.
Nach dem Austrittsschreiben des Mitglieds sah sich der "über Jahre liebgewonnene Verein" veranlasst, Auszüge aus dem Schreiben, wenn auch anonymisiert, öffentlich zu machen.
"Rassismus beginnt da, wo rassistische Gedanken geäußert werden, nicht nur, wenn sich jemand selbst als Rassist bezeichnet – was in den seltensten Fällen vorkommt", erklärte die Clubführung in einer Mitteilung auf der Vereinsseite.
Man kämpfe normalerweise leidenschaftlich um jedes Mitglied, aber in diesem Fall könne man "unser Bedauern in Ihrem Fall nicht ansatzweise ausdrücken". Die Mainzer verwiesen darauf, dass bei ihnen Hautfarbe oder andere gruppenbezogene Merkmale von Menschen schlicht keine Rolle spielen würden:
"Für uns zählt nur, dass jemand Mensch ist und unsere Werte teilt. Solche Menschen heißen wir in unserer Gemeinschaft gerne willkommen. Aus diesem Grunde freuen wir uns vielmehr über Ihre Kündigung, da Ihre Begründung offenbart, dass Sie nicht die Wertebasis besitzen, die unseren Verein auszeichnet", heißt es in der Mitteilung weiter.
Der Club verweist auch auf die Vereinssatzung: Der FSV biete Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Menschen mit Behinderung unabhängig von Geschlecht, Abstammung, Hautfarbe, Herkunft, Glauben, sozialer Stellung oder sexueller Identität eine sportliche Heimat.