Der fragliche Post wurde vom US-Präsidenten am 29. Mai auf Twitter und auf Facebook veröffentlicht. Trump warnte, das Militär sei einsatzbereit. Er fügte hinzu: "Wenn die Plünderungen beginnen, wird auch das Schießen beginnen."
Twitter versah den Tweet des US-Präsidenten mit einer Meldung, wonach der Beitrag Gewalt verherrliche und somit gegen die Richtlinien des Netzwerkes verstoße. Im Unterschied zu Twitter unternahm Facebook nichts. Mark Zuckerberg erklärte, es bestünde kein Regelverstoß:
Ich weiß, dass viele über unsere Entscheidung, den Beitrag des Präsidenten nicht zu löschen, verärgert sind. Aber unsere Position ist es, möglichst viel Freiheit für Meinungsäußerung zu bieten, wenn das kein Risiko von Schäden oder Gefahren mit sich bringt.
Bei weitem nicht alle Mitarbeiter bei Facebook teilen die Stellungnahme ihres Chefs. Die Unzufriedenheit mit Zuckerbergs Entscheidung wird auf allen Ebenen, auch von Top-Mitarbeitern, geteilt. Andrew Crow, Chefdesigner beim Videotelefon-Portal von Facebook, erklärte:
Eine Plattform zu bieten, um zur Gewalt anzustiften und Desinformationen zu verbreiten, ist inakzeptabel, unabhängig davon, wer man ist oder ob es nachrichtenwert ist. Ich bin mit Marks Stellungnahme nicht einverstanden und werde mich dafür einsetzen, dass sich etwas ändert.
Jason Stirman, Mitglied des Teams für Forschung und Entwicklung und ehemaliger Chef der "Mentaltraining"-App Lucid, sagte:
Ich weiß nicht, was ich tun soll, aber ich weiß, dass Nichtstun nicht akzeptabel ist. Ich bin ein Facebook-Mitarbeiter, der Marks Entscheidung, gegen Trumps jüngste Beiträge, die eindeutig zu Gewalt anregen, nichts zu unternehmen, völlig widerspricht. Es gibt keine neutrale Position zum Thema Rassismus.
Mehrere Facebook-Mitarbeiter hatten bis zum Montagmorgen auf Twitter Dissens-Meldungen veröffentlicht. Einige erklärten, dass sie an einer "virtuellen Arbeitsniederlegung" teilnehmen würden. Die große Mehrheit der Facebook-Mitarbeiter arbeitet wegen des Coronavirus-Ausbruchs von zu Hause aus. Dutzende Mitarbeiter beantragten einen freien Tag, um die Proteste gegen die Brutalität der Polizei zu unterstützen, so die New York Times.
Ryan Freitas, Direktor für Produktdesign für den Facebook-Newsfeed, sagte: "Mark hat unrecht, und ich werde mich bemühen, seine Meinung mit möglichst lauten Methoden zu ändern." Facebook-Mitarbeiterin Lauren Tan erklärte:
Das Nichtstun von Facebook, Trumps Post zu löschen, der zur Gewalt aufruft, lässt mich schämen, hier zu arbeiten. Ich bin absolut nicht damit einverstanden. Ich genieße die technischen Aspekte meiner Arbeit und die Arbeit an der Seite kluger und freundlicher Menschen, aber das ist nicht richtig. Schweigen ist Komplizenschaft.
Im Vergleich zu den rund 45.000 Mitarbeitern des Unternehmens ist die Anzahl der Angestellten, die öffentlich ihre Kritik äußern, eher gering. Es ist dennoch ein seltener und wichtiger Ausdruck der Unzufriedenheit mit der Führung durch Mark Zuckerberg.
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