Am Donnerstag hat der World Wide Fund for Nature (WWF) eine Studie über die weltweite Zerstörung des Tropenwaldes veröffentlicht. Für ihre Analyse wertete die Umweltstiftung Satellitendaten der University of Maryland aus. Es stellte sich heraus, dass die Abholzung im Zuge der Corona-Pandemie massiv zugenommen hat.
Demnach schrumpfte die Fläche der Tropenwälder in den 18 untersuchten Ländern im "Corona-Monat" März um 6.500 Quadratkilometer, was etwa sieben Mal der Fläche Berlins entspricht. Dies bedeutet laut WWF-Studie einen Anstieg der Waldzerstörung um durchschnittlich 150 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren. Am meisten betroffen waren Indonesien mit mehr als 1.300 Quadratkilometern, der Kongo mit 1.000 Quadratkilometern und Brasilien mit 950 Quadratkilometern.
Während die Corona-Krise Umweltbeamte in ihrer Arbeit in Brasilien und in anderen Ländern einschränkt, machen illegale Holzfäller und Plünderer dieser Ressourcen unbehelligt weiter. Vielerorts nutzen die Menschen den Wald nach WWF-Angaben auch aufgrund wegbrechender Jobs als Einnahmequelle.
Das brasilianische Nationale Institut für Weltraumforschung (INPE) hat nach der Auswertung von Satellitenbildern für die ersten vier Monate des Jahres 1.200 Quadratkilometer abgeholzten Regenwald registriert, was einem Anstieg von 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet. Kritiker machen Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro für den Trend verantwortlich. Mit seinen Äußerungen ermutige er Holzfäller, Goldgräber und Farmer zur Abholzung und zur Landnahme. Der Politiker sieht Amazonien als wirtschaftliches Nutzgebiet, das es auszubeuten gilt.
Der brasilianische Präsident hatte im Dezember ein Gesetzesprojekt eingebracht, das in den kommenden Tagen im Kongress behandelt werden könnte. Im Falle einer Verabschiedung würde es die illegale Abholzung und die unrechtmäßige Besetzung von öffentlichem Land vor dem Jahr 2018 nachträglich legalisieren. In Frage kämen 570.000 Quadratkilometer – mehr als die Fläche Spaniens. (dpa)
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