Was für rund 16 Millionen Menschen in Norditalien gilt, soll auch für Gefängnisinsassen gelten: Niemand darf rein, und niemand darf raus. Die italienische Regierung hat eine neue Regelung aufgrund des Coronavirus-Ausbruchs erlassen, die vorübergehend das Besuchsrecht von verurteilten Männern und Frauen einschränkt, damit es zu keiner Verbreitung innerhalb dieser geschlossenen Systeme kommt. Vorerst bis zum 22. März ist für Insassen ein direkter Kontakt mit Besuchern untersagt.
Diese Vorsichtsmaßnahme sorgte in einigen Städten allerdings für einen Aufstand von Gefängnisinsassen, da für jene die Besuche von Familienangehörigen und Freunden den einzigen Kontakt zur Außenwelt darstellen und deshalb besonders wichtig sind. In Modena setzte eine Gruppe von etwa 60 Insassen am Sonntag das Gefängnis Sant'Anna in Brand, nachdem sie auf die Wärter losgegangen war. Bei dem anschließenden Chaos starben dem italienischen Justizministerium zufolge sechs Insassen.
Allerdings seien zwei Insassen an einer Überdosis Tabletten gestorben, nachdem sie sich Zugang zum Krankenraum verschafft hatten. Drei Personen kamen bei der Verlegung in ein anderes Gefängnis ums Leben. Ob es einen Ausbruchsversuch gab oder welche genauen Umstände zum Tod führten, ist noch unklar. Ein Insasse starb offensichtlich im Zuge der Kämpfe bei der Erstürmung des Gefängnisses durch Polizeikommandos, nachdem die Wärter vorübergehend die Kontrolle über Teile der Anstalt verloren hatten.
Doch auch außerhalb der Tore von Sant'Anna hatte die Polizei auch noch am Montag alle Hände voll zu tun. Familienangehörige der Insassen versammelten sich vor der Anstalt und gerieten mit Polizisten aneinander.
Wie der Gefängnisverwaltungschef für ganz Italien, Francesco Basentini, in einem TV-Interview am Montag erklärte, kam es auch in anderen Städten wie Neapel, Mailand oder Salerno zu Gefängnisaufständen. In Foggia soll einigen Insassen sogar die Flucht gelungen sein, schreibt der ehemalige Innenminister und Chef der Lega Nord, Matteo Salvini, auf Twitter.
Mehr zum Thema - Italien: "Alles still, wie im Film" – Apotheker über die Arbeit inmitten des Coronavirus-Ausbruchs