In einem Gespräch mit dem irischen RTÉ Radio One sagte Simon Fraser, der ein Chefberater der ehemaligen Außenminister William Hague und Philip Hammond war, dass die Entscheidung Großbritanniens, sich aus der EU zurückzuziehen, die Zukunft des Landes erschwert. Der Ex-Beamte sagte:
Der Brexit erschwert meiner Meinung nach den zukünftigen Status sowohl Schottlands als auch Nordirlands, wenn man es vom britischen Standpunkt aus betrachtet.
Er fügte hinzu, dass die Fragen der irischen Einheit und der schottischen Unabhängigkeit "definitiv auf dem Tisch liegen", die Zeit jedoch erst zeigen werde, "wie sich die Dinge entwickeln".
Er verwies auf "Mechanismen innerhalb des Karfreitagsabkommens", die die Möglichkeit einer Wiedervereinigung Irlands vorsehen, wiederholte aber, dass die "offizielle Position" Londons darin bestehe, dass Großbritannien vereint bleibe.
Fraser reagierte damit auf einen Aufruf der Chefin der Partei Sinn Féin Mary Lou McDonald, wonach sich die EU für die irische Wiedervereinigung einsetzen solle. McDonald, deren Partei die jüngsten Parlamentswahlen in Irland gewann, sagte gegenüber BBC Newsnight, dass das Land unweigerlich auf ein Referendum über die Wiedervereinigung zusteuere. Sie erklärte:
Es gibt den Brexit, eine sich verändernde Demographie, sowie die Tatsache, dass die Unionsmehrheit im Norden in den letzten Wahlen verloren gegangen ist. Die Reise geht also in diese Richtung.
Aufgrund dieser Entwicklungen müsse Brüssel nun "Stellung beziehen", so wie es die Wiedervereinigung Deutschlands unterstützt habe, sagte die Politikerin. Eine solche Position sei "richtig für unsere Verbündeten und unsere Freunde, für jeden, dem dieses Land und unser Volk am Herzen liegt".
Auf die Frage, wie er und seine ehemaligen Kollegen vom Außenministerium den Wahlsieg von Sinn Féin beurteilen, sagte Fraser, dass es nicht seine Aufgabe sei, sich zu den innenpolitischen Angelegenheiten Irlands zu äußern. Er hob jedoch hervor, dass "in der Politik heutzutage unerwartete Dinge passieren" und dass die britische Regierung mit der gewählten Regierung Irlands zusammenarbeiten wird.
Fraser wies darauf hin, dass eine "harte Grenze" auf der irischen Insel im Austrittsabkommen Großbritanniens vermieden worden sei, es aber zu "einer Art Grenze zwischen Großbritannien und Nordirland" kommen wird. Die Frage, was kommen werde, sei ein ungelöstes Rätsel, so Fraser.
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