Tausende von Demonstranten haben Regen und starkem Wind getrotzt und in Glasgow demonstriert, um das zweite Unabhängigkeitsreferendum zu unterstützen, das angesichts des drohenden Brexits wieder in den Vordergrund gerückt ist.
Die Demonstranten versammelten sich im Kelvingrove Park, von wo aus sie zum Glasgow Green Park marschierten. Die Straßen im Zentrum von Schottlands größter Stadt waren mit Menschenmassen gefüllt.
Die Demonstranten schwenkten die schottischen Nationalflaggen und hielten Banner und Plakate zur Unterstützung eines Referendums zur Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien in ihren Händen. Eine Gruppe von Demonstranten trug Kilts, die einen Teil der schottischen Nationaltracht darstellen, und spielte Dudelsack.
Der Marsch wurde von der basisdemokratischen Unabhängigkeitsbewegung "All Under One Banner" (AUOB) organisiert, die darauf besteht, dass sie mit keiner politischen Kraft verbunden ist.
Es ist die erste von mindestens acht Veranstaltungen dieser Art, die die Gruppe dieses Jahr in ganz Schottland durchführen will. Die nächste Veranstaltung ist für April geplant und wird in Arbroath am 700. Jahrestag der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung Schottlands, der Deklaration von Arbroath, stattfinden.
Ursprünglich plante AUOB nach dem Marsch auch eine Kundgebung, die aber aufgrund von Sicherheitsbedenken und Wetterwarnungen abgesagt wurde. Diese Tatsache hielt die Menschen jedoch offenbar nicht davon ab, zur Unterstützung des Referendums auf die Straße zu gehen. Die genaue Zahl der Demonstranten ist nicht bekannt, dennoch rechneten die Organisatoren mit bis zu 100.000 Teilnehmern.
Schottland hat bereits im Jahr 2014 ein Referendum abgehalten, als der Drang nach Unabhängigkeit in einer knappen Volksabstimmung abgelehnt wurde, da 55 Prozent der Teilnehmer sich gegen eine Loslösung von Großbritannien entschieden. Doch nachdem die Scottish National Party (SNP) bei den letzten britischen Parlamentswahlen in Schottland 45 Prozent der Stimmen erhielt und 48 von 59 schottischen Sitzen im Unterhaus gewann, legte die SNP-Chefin Nicola Sturgeon die Idee eines weiteren Referendums auf den Tisch.
Eine Woche nach den Parlamentswahlen erklärte Sturgeon, dass ihre Regierung "ein klares demokratisches Mandat hat, den Menschen in einem Unabhängigkeitsreferendum eine Wahl über diese Zukunft zu bieten, und die britische Regierung hat die demokratische Pflicht, dies anzuerkennen". Sie gelobte auch, "alle Optionen" zu prüfen, sollte die britische Regierung ihr Angebot für das zweite Referendum ablehnen.
Dennoch scheint es genau das zu sein, was London plant. Im Dezember lehnte die britische Regierung die Forderungen von Sturgeon mit dem Argument ab, dass es eine "schädliche Ablenkung" für Großbritannien wäre, nachdem es die EU verlässt.