Unter Buhrufen: Boris Johnson läuft vor Pressekonferenz mit luxemburgischem Premier davon

Der britische Premierminister Boris Johnson ließ seinen luxemburgischen Amtskollegen Xavier Bettel auf einer Pressekonferenz im Stich. Zu groß war die Zahl der Anwesenden, die Johnson ausbuhten. Der Luxemburger trat ans Mikro und verteidigte die Demonstranten.

Der geplatzten Pressekonferenz zwischen dem luxemburgischen Premierminister Xavier Bettel und dem britischen Premierminister Boris Johnson war ein Treffen zwischen Johnson und dem Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker vorausgegangen. Nach diesem Termin erwartete Johnson eine Gruppe wütender Demonstranten, die Anti-Brexit-Rufe skandierten und den britischen Premier ausbuhten.

Die Pressekonferenz musste Bettel allein abhalten. Eigentlich hatte Johnson mitteilen wollen, dass sich die Brexit-Gespräche positiv weiterentwickeln würden. Die britische Seite hatte gefordert, die Pressekonferenz abseits der Störenfriede im Inneren des Regierungsgebäudes abzuhalten. Luxemburg lehnte dies jedoch ab. 

Bettel nutzte die Gelegenheit, um sich dem Thema Brexit anzunehmen. Für ihn muss die britische Regierung Alternativen zum strittigen Punkt "Irish Backstop" vorlegen. Hierbei geht es um die Behandlung der neuen EU-Außengrenze zwischen Irland und Nordirland, die durch den Austritt Großbritanniens entsteht: 

Die Menschen müssen wissen, was ihnen nach den nächsten sechs Wochen widerfährt. Sie brauchen Gewissheit, sie brauchen Stabilität. Man kann nicht ihre Zukunft für den politischen Parteigewinn als Geisel nehmen. 

Bettel nahm auch Bezug auf Johnsons Vergleich mit der Comicfigur Hulk: 

Ich habe Herrn Johnson gefragt: Ich habe vor ein paar Tagen in den Zeitungen gelesen, dass es um "große Fortschritte" über Hulk bis hin zu David Cameron, der einen zweiten Brexit (Referendum) vorschlägt, geht. Und Herr Johnson sagte, es werde kein zweites Referendum geben, weil ich ihn gefragt habe: Wäre das nicht eine Lösung, um aus der Situation herauszukommen? 

Diese Aussage veranlasste Guy Verhofstadt den Brexit-Repräsentanten für das EU-Parlament Johnson auf Twitter zu verunglimpfen: 

Johnson verspricht weiterhin den Austritt Großbritanniens aus der EU zum 31. Oktober. Ein zweites Referendum soll es nicht geben. Er glaubt weiterhin an eine Einigung mit der EU.