"Nachdem alle politischen Möglichkeiten erschöpft sind, um auf friedlichem Wege eine für Deutschland unerträgliche Lage an seiner Ostgrenze zu beseitigen, habe ich mich zur gewaltsamen Lösung entschlossen": So beginnt die Weisung Nr. 1 für die Kriegsführung des damaligen Obersten Befehlshabers der Wehrmacht Adolf Hitler vom 31. August 1939. Dieser Befehl gilt als Beginn des Zweiten Weltkrieges, der sich dieser Tage zum 80. Mal jährt.
RT Deutsch sprach mit dem hochrangigen russischen Historiker Alexander Tschubarjan in Moskau darüber, ob es in den Vorkriegsjahren die politische Möglichkeiten gab, den Krieg durch klug ausgehandelte Allianzen zu verhindern. Den ersten Teil des Interviews, der dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt gewidmet war, finden sie hier.
Mehr zum Thema – 80 Jahre Nichtangriffspakt: Russlands Chef-Historiker erklärt Ursachen
Mehr zum Thema – Gedenkveranstaltung in Warschau: Der 1. September 1939 und Deutschlands Krieg gegen Polen
Der Historiker weist niemandem Schuld zu, sondern beschreibt die damaligen komplexen Verhältnisse. Mit der Verzerrung der Geschichte zu politischen Zwecken in einzelnen Staaten ist er jedoch nicht einverstanden und schlug in seinem letzten Interview einer russischen Zeitung vor, mit "Dokumenten in die sozialen Netzwerke zu gehen".
Tschubarjan leitete zwischen 1988 und 2015 das Institut für Allgemeine Geschichte der Russischen Akademie der Wissenschaften, derzeit ist der 87-Jährige wissenschaftlicher Direktor des Instituts. Er ist Vorsitzender mehrerer zwischenstaatlicher Geschichtskommissionen,darunter auch der Deutsch-Russischen Historikerkommission. Unter seiner Obhut ist auch das erste gemeinsame deutsch-russische Geschichtslehrbuch entstanden. Er gehört zu den führenden Spezialisten für die diplomatische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
RT-Deutsch-Redakteur Wladislaw Sankin sprach mit Alexander Oganowitsch Tschubarjan in dessen Landhaus bei Moskau und besuchte die Ausstellung des Russischen Archives, bei der kürzlich freigegebene Originaldokumente zu Geheimverhandlungen im Zeitraum von März bis Oktober 1939 zugänglich gemacht wurden, darunter die russische Ausfertigung des Geheimprotokolls zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom 23. August 1939.
Mehr zum Thema – Polen als Schild und Stachel der USA gegen Russland (Teil 2)