Georgische Tourismusindustrie erleidet schwere Verluste durch Ausbleiben russischer Touristen

Durch das Ausbleiben russischer Touristen erleidet die georgische Tourismusindustrie starke Einkommenseinbrüche. Darauf wies die Leiterin der georgischen nationalen Tourismusverwaltung in einem Interview hin.

Die georgische Tourismusindustrie hat durch einen Rückgang der Zahl der russischen Touristen im Juli mindestens 44,3 Millionen US-Dollar verloren. Das teilte die Leiterin der georgischen nationalen Tourismusverwaltung Mariam Kvrivishvili am Dienstag in einem Interview mit der georgischen Nachrichtenagentur Interpressnews mit.

Das seien die Gelder, die "kleine und mittlere Hotels, Cafés und Restaurants, Reiseveranstalter sowie Menschen, die verschiedene touristische Dienstleistungen anbieten" nicht eingenommen hätten, so die Beamtin.

Vor dem vorübergehenden Verbot von Direktflügen zwischen Georgien und Russland, das am 8. Juli in Kraft trat, hatten die georgischen Behörden erwartet, dass sich der Touristenstrom aus Russland verdoppeln würde.

Die Nationale Tourismusverwaltung veröffentlichte am Montag Daten für Juli, wonach etwa 160.000 russische Staatsangehörige die Republik besuchten, was 6,4 Prozent weniger als im Vorjahr bedeutet. Was die Zahlen für die ersten sieben Monate des Jahres betrifft, so besuchten mehr als 850.000 russische Staatsangehörige Georgien, was einem Wachstum von 22,1 Prozent im Jahresvergleich entspricht. Somit wurde mit dem Stopp der Flugverbindungen zwischen Russland und Georgien eine steigende Tendenz unterbrochen, die sich in einen starken Einbruch der Einnahmen für die georgische Tourismusbranche umkehrte.

Am 20. Juni versammelten sich mehrere tausend Demonstranten in der Nähe des nationalen Parlaments in der Innenstadt von Tiflis und forderten den Rücktritt des Innenministers und des Parlamentspräsidenten. Sie versuchten, das Gebäude zu stürmen. Die Proteste wurden durch einen Aufruhr über die Teilnahme einer russischen Delegation an der 26. Sitzung der Interparlamentarischen Versammlung für Orthodoxie (IAO) ausgelöst.

Am 20. Juni eröffnete IAO-Präsident Sergej Gawrilow die Sitzung im georgischen Parlament. Die Abgeordneten der Opposition waren empört über die Tatsache, dass Gawrilow vom Sitz des Parlamentssprechers aus zu den Teilnehmern der Veranstaltung sprach. Aus Protest behinderten sie die Fortsetzung der IAO-Sitzung.

Kurz nach den Unruhen in Tiflis brandmarkte die georgische Präsidentin Salome Surabischwili Russland auf ihrer Facebook-Seite als Feind und Besatzer, was die Antipathien gegen Russland und seine Staatsbürger in der georgischen Gesellschaft anheizte. Kurz danach erklärte das georgische Staatsoberhaupt aber, dass es für die russischen Touristen im Land keine Bedrohung gebe.

Um die Sicherheit der russischen Bürger zu gewährleisten, unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin ein Dekret, das ab dem 8. Juli ein vorübergehendes Verbot von Passagierflügen nach Georgien vorsieht. Am 22. Juni kündigte das russische Verkehrsministerium an, dass ab dem 8. Juli auch die Flüge georgischer Fluggesellschaften nach Russland eingestellt werden.

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