Deutsche Welle in Russland: Erst "Moskau, raus auf die Straße!", dann: "Einmischen? Wir doch nicht!"

Die Deutsche Welle mische sich nicht in russische Angelegenheiten ein und würde nie zur Teilnahme an Demonstrationen aufrufen. Das erklärte der Intendant des Senders, Peter Limbourg. Dem entgegen stehen Tweets der Deutschen Welle, die das Gegenteil belegen.

Die Deutsche Welle (DW) hat Vorwürfe des russischen Außenministeriums zurückgewiesen, der Sender habe sich mit seiner Berichterstattung über die Massenproteste in Moskau in innere Angelegenheiten Russlands eingemischt. Peter Limbourg, Intendant des deutschen Staatssenders, sagte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland:

Dieser Vorwurf ist abwegig.

Sein Sender habe über die Demonstrationen lediglich berichtet. Die Deutsche Welle rufe grundsätzlich nicht zur Teilnahme an Demonstrationen auf.

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Dem entgegen steht mindestens ein russischsprachiger Tweet, in dem der Sender, ganz im Gegensatz zu Limbourgs Darstellung, zu Teilnahme an Demonstrationen aufrief.

Zu Deutsch:

Moskau, raus auf die Straße!

Nein, es ist offenbar noch nicht zu Ende. Und ein Polizist hat unseren Korrespondenten während des Drehs absichtlich angerempelt (er konnte aber standhalten).

Darüber hinaus wurden die Demonstrierenden mit organisatorischen Informationen versorgt, die sich kaum als Berichterstattung bezeichnen lassen:

Übersetzt:

Der Beginn der Protestaktion für freie Wahlen der Moskauer Stadtduma ist für 14:00 Uhr geplant. Bereits jetzt befinden sich im Zentrum von Moskau viele Polizeiautos und Transporter. Es wird ein Marsch auf den Boulevardring erwartet, wie von Ljubow Sobol vorgeschlagen. Die Behörden haben der Aktion nicht zugestimmt.

Kennt der Intendant diese Tweets nicht? Hat man sie ihm falsch übersetzt? Man fragt sich, wie er sonst zu seiner Einschätzung gekommen sein könnte, dass sich die Deutsche Welle nicht in russische Angelegenheiten einmische und "grundsätzlich nicht zur Teilnahme an Demonstrationen" aufrufe.

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