Nach fünfjähriger Unterbrechung hat Russland in der Nacht zu Dienstag sein Stimmrecht in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats (PACE) zurückerhalten. Das Gremium verabschiedete bei einer Sitzung eine entsprechende Resolution, die mit einer klaren Mehrheit von 118 gegen 62 Stimmen angenommen wurde.
Mit über 200 Änderungsanträgen hatten ukrainische Abgeordnete vergeblich versucht, die Annahme der Resolution durch den Europarat zu verhindern. Einer von ihnen, das ukrainische Parlamentsmitglied Borislaw Berjosa, brachte seine antirussische Haltung beim Betreten des Europapalastes, in dem der Europarat seinen Sitz hat, zum Ausdruck – und zwar mit drastischen Worten. Auf Englisch sagte Berjosa zu Reportern:
Alle Russen sind Bastarde. Alle aus der russischen Regierung sind Bastarde.
Verbale und sogar körperliche Attacken sind dem parteilosen Abgeordneten nicht fremd. Doch für gewöhnlich bevorzugt es der ehemalige Sprecher des rechtsextremen "Rechten Sektors", seine Beleidigungen in russischer oder ukrainischer Sprache zu formulieren. Vor allem die russische Journalistin Olga Skabejewa wurde in den letzten Jahren zur Zielscheibe dieses rüpelhaften Europarats-Delegierten. Skabejewa berichtet für den russischen Nachrichtensender Rossija 24 regelmäßig aus dem Europarat. Gemeinsam mit ihren Ehemann Jewgeni Popow, der das Video veröffentlicht hat, betreibt sie eine politische Talkshow.
Letztes Jahr entwendete Berjosa der Journalistin ein Mikrofon und ließ es auf den Boden fallen, während er wütende Tiraden gegen die russische Regierung ausstieß. Bei einem weiteren Vorfall drängte er Skabejewa zur Seite, während die stellvertretende Sprecherin der ukrainischen Delegation, Irina Gonscharenko, mehrere Journalisten informierte.
Zur kurz bevorstehenden Wiederaufnahme Russlands in den Europarat sagte Berjosa bereits:
Die Tore der Hölle sind offen und die russischen Dämonen werden in der Parlamentarischen Versammlung sein. Was gibt es da zu sagen? So ist es mit Abschaum – er schleicht sich durch jeden Spalt.
In Reaktion auf die vermeintliche "Annexion" der Krim hatte die Parlamentarische Versammlung des Europarats vor fünf Jahren der Russischen Föderation unter anderen das Stimmrecht aberkannt. Moskau reagierte mit einem Boykott der Versammlung und entsandte keine Delegationen mehr. Zuletzt stellte Russland vor zwei Jahren auch seine Beitragszahlungen an den Europarat ein.
Ausschlaggebend für die Wiedererteilung des Stimmrechts an die russischen Abgeordneten war eine Initiative Deutschlands und Frankreichs. Die Ukraine hatte sich vehement gegen diesen Schritt ausgesprochen.
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