Athen sendet Verbalnote an Bundesregierung: Berlin soll 300 Milliarden Euro an Reparation zahlen

Die griechische Regierung von Alexis Tsipras hat beim Auswärtigen Amt in Berlin eine Protestnote eingereicht: Wegen der aus griechischer Sicht nicht geleisteten Reparationen im Zusammenhang mit Kriegsschäden während des Zweiten Weltkriegs. Berlin will aber nicht zahlen.

Griechenland hat Deutschland mit einer sogenannten diplomatischen Verbalnote zu Verhandlungen über Reparationen wegen Kriegsschäden im Ersten und Zweiten Weltkrieg aufgefordert. Dies teilte das griechische Außenministerium am Dienstag mit. Eine Verbalnote ist üblicherweise die schriftliche Nachricht eines anderen Staates, im vorliegenden Fall an das deutsche Außenministerium.

Eine griechische Expertenkommission hatte vor drei Jahren Zahlungsforderungen in Höhe von bis zu 290 Milliarden Euro errechnet.

Athen hatte die Verbalnote bereits Ende April angekündigt. Damals hatte das Parlament die Regierung von Premier Alexis Tsipras damit beauftragt, Reparationen von Deutschland zu fordern. Tsipras hatte erklärt, nach dem Ende der Hilfsprogramme für das pleitebedrohte Land sei nun der richtige Augenblick. Es sei ihm wichtig, mit Deutschland auf Augenhöhe und freundschaftlich zusammenzukommen.

Deutschland sieht das Thema seit jeher als erledigt an; die Regierung in Berlin stützt sich dabei auf den 1990 zur Wiedervereinigung unterzeichneten Zwei-plus-Vier-Vertrag, an dem allerdings bekanntlich Griechenland nicht beteiligt war. Die Frage nach Reparationen sei juristisch wie politisch damit abschließend geregelt, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert im April anlässlich des griechischen Parlamentsbeschlusses. Unter Juristen und Historikern jedoch werden die Ansichten über mögliche völkerrechtliche Ansprüche Griechenlands auf Reparationen bis heute durchaus sehr kontrovers diskutiert.

(dpa/rt deutsch)