Selenskij nach Vereidigung zum ukrainischen Präsidenten: "Werde alles tun, damit ihr nicht weint"

Einen Monat nach der Präsidentenwahl in der Ukraine hat Wladimir Selenskij heute seine Arbeit als neuer Staatschef aufgenommen. "Ich verpflichte mich, mit allen meinen Taten die Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine zu verteidigen", sagte der 41-Jährige.

Der neue ukrainische Präsident hat während seiner Rede das Parlament aufgelöst. Er kündigte außerdem an, die Immunität der Abgeordneten aufzuheben sowie eine Initiative gegen Bereicherung im Amt einzuleiten. Zudem will er den Geheimdienstchef und den Generalstaatsanwalt entlassen. Die Menschenmenge vor dem Parlamentsgebäude, die das Geschehen auf Bildschirmen beobachtete, jubelte diesen Veränderungen zu. Selenskij gab bekannt, dass er außerdem in den Arbeitszimmern der Abgeordneten seine Porträts nicht sehen wolle:

Der Präsident ist keine Ikone, kein Idol. Hängt die Fotos eurer Kinder auf und blickt ihnen in die Augen, vor jeder eurer Entscheidung.

Der 41-Jährige führte weiterhin aus:

Wir müssen zu Isländern im Fußball werden, zu Israelis in der Verteidigung, zu Schweizern in ihrem Talent, miteinander zu leben. Und unsere vorrangige Aufgabe ist es, den Konflikt im Donbass zu stoppen.

Nach diesen Worten standen alle im Saal Anwesenden auf und applaudierten. Während seiner Rede sprach der neue Präsident auch auf Russisch, was den Abgeordneten Oleg Ljaschko verärgerte. "Danke, Herr Ljaschko, dass sie Menschen auch weiterhin trennen", stichelte Selenskij. 

Über 50 internationale Gäste wurden nach Kiew eingeladen. Nach Angaben ukrainischer Medien sind Vertreter Russlands nicht eingeladen worden. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko kam mit dem Fahrrad, Selenskij selbst war zu Fuß unterwegs.

Der ehemalige Schauspieler beendete seine Rede mit den Worten: "Mein ganzes Leben lang habe ich dafür gesorgt, dass die Menschen lachen. In den nächsten fünf Jahren werde alles tun, damit ihr nicht weint." Der 41-Jährige ist der jüngste Präsident, den das Land je hatte. Er steht für einen proeuropäischen Kurs. Einige ukrainische Politiker haben bereits in den vergangenen Tagen ihren Rücktritt erklärt, darunter Außenminister Pawel Klimkin. Verteidigungsminister Stepan Poltorak trat am Montag kurz nach der Rede zurück.

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