"Angriff" auf Krankenhaus: Frankreichs Innenminister verbreitet Fake News über Demonstranten

Demonstranten hätten am 1. Mai ein Pariser Krankenhaus angegriffen, behauptete der französische Innenminister auf Twitter. Zeugen wissen nichts von einem Angriff; Videobilder zeigen, wie der Vorfall wirklich ablief. Inzwischen musste der Minister zurückrudern.

Nach anhaltender Kritik hat Frankreichs Innenminister seine Wortwahl über einen Vorfall bei den Protesten am 1. Mai zurückgenommen. Er hätte nicht von einem "Angriff" der Demonstranten auf das Krankenhaus La Pitié-Salpêtrière in der französischen Hauptstadt sprechen dürfen, sagte Christophe Castaner am Freitag bei einer Pressekonferenz in Toulon. Es wäre besser gewesen, von einem "gewaltsamen Eindringen" zu sprechen.

Castaner war vorgeworfen worden, mit seiner Wortwahl Falschinformationen zu verbreiten und die Bevölkerung gegen die Demonstranten aufzuhetzen.

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Während der Proteste am 1. Mai waren nach Angaben lokaler Medien Dutzende Demonstranten, unter ihnen Gelbwesten, auf das Gelände des Krankenhauses im 13. Stadtbezirk von Paris gelaufen. Einige von ihnen versuchten dabei, durch einen Hintereingang in die Intensivstation einzudringen, und wurden von Angestellten aufgehalten.

Der Innenminister hatte den Vorfall auf Twitter als "Angriff" eingestuft. Auf Videos ist dagegen zu sehen, wie die Menschen versuchten, sich vor der Polizei und ihrem Tränengas in Sicherheit zu bringen. Während die Direktorin des Krankenhauses die Darstellung des Ministers zunächst stützte und von einem "gewalttätigen" Vorfall sprach, wussten Angestellte nichts von einem Angriff zu berichten. Alles sei friedlich verlaufen.

Die 32 im Zuge der Polizeiaktion auf dem Gelände des Krankenhauses festgenommenen Demonstranten wurden später ohne Anklage freigelassen.

Der ehemalige sozialistische Präsidentschaftskandidat Benoît Hamon kritisierte die Darstellung Castaners scharf und forderte seinen Rücktritt:

Die Regierung kann nicht zur gleichen Zeit Fake News bekämpfen und Lügen verbreiten. Ich finde, dass der Innenminister nicht im Amt bleiben kann.

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