Am Mittwoch einigte sich die EU-Führung in Brüssel darauf, die Brexit-Frist bis zum 31. Oktober zu verlängern. London bekam dadurch zusätzlich sechs Monate Zeit, um "die bestmögliche Lösung" für seinen Austritt aus der EU zu finden. Der britischen Premierministerin Theresa May ist es bisher nicht gelungen, sich mit den britischen Abgeordneten auf einen Vertrag für den Brexit zu einigen.
Unternehmen in Großbritannien und ganz Europa wollen jedoch, dass diese "endlose Seifenoper" beendet wird, erklärte der Wirtschaftsprofessor Richard Wolff in einem RT-Interview. Er sagte:
Das Schlimmste ist die Ungewissheit. […] Niemand weiß, ob er in den einen oder anderen Teil Europas investieren soll, weil er nicht weiß, was Europa für ihn bedeutet, wo er verkaufen oder kaufen und welche Gewinne er erzielen kann.
Unterdessen hat ein neues UN-Forschungsdokument mit dem Titel "No-Deal Brexit: the trade winners and losers" davor gewarnt, dass der Austritt des Vereinigten Königreichs ohne regulierendes Abkommen "die Fähigkeit von Nicht-EU-Ländern, auf den britischen Markt zu exportieren, verändern wird" und Raum für andere Akteure lasse. Chinesische Exporte nach Großbritannien könnten daher auf 10,2 Milliarden US-Dollar ansteigen, während die USA ihre Exporte in dieses Land voraussichtlich um 5,3 Milliarden US-Dollar steigern könnten.
Ein solches Ergebnis lässt sich damit erklären, dass die britischen Handelspartner sich inmitten der wirtschaftlichen und politischen Reorganisation buchstäblich für eine Seite entscheiden müssten, stellte Wolff fest. So hat Italien beispielsweise bereits einen eigenen Deal mit Peking abgeschlossen. Der Professor fuhr fort:
Wenn Sie Europa zerbrechen, wenn Frankreich oder Deutschland sehen, dass sie sich für eine Seite entscheiden müssen, [...] ist es nicht klar, welchen Weg sie gehen werden: mit den USA und mit Herrn Trump, den sie nicht mögen, mit einem zerstörten Großbritannien, das sie beobachten, oder mit dem aufstrebenden China. […] Wir könnten eine dramatische Reorganisation der Welt sehen, politisch und wirtschaftlich, denn einer der großen Machtblöcke, Europa, fällt buchstäblich auseinander.
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