"Kiew in MH17-Absturz verwickelt" – ukrainischer Ex-Geheimdienstler packt aus

Er hat über die Jahre hinweg Informationen über den Einsatz des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU im Kriegsgebiet in der Ostukraine gesammelt und Russland übergeben – Oberstleutnant Wasili Prosorow gab am 25. März in Moskau eine Pressekonferenz.

Er habe sich freiwillig zur Spionage gegen den ukrainischen Geheimdienst SBU (Ukrainischer Sicherheitsdienst) entschlossen und von April 2014 bis Ende 2017 Informationen aus der Anti-Terrorzentrale des SBU über den Einsatz der ukrainischen Militärbehörden gesammelt. Diese Zentrale sei de facto das Hauptsteuerungsorgan der ATO (Anti-Terror-Operation) gegen die selbstausgerufene Volksrepubliken Donezk und Lugansk gewesen, sagte Wasili Prosorow vor Journalisten im Pressezentrum der russischen internationalen Informationsagentur Rossija Segondja. Er habe den Staatsstreich im Februar 2014 nicht akzeptiert und die neuen Machthaber in Kiew als nicht legitim betrachtet.

Die Enthüllungen von Prosorow betreffen die Arbeitsmethoden und Einstellungen in fast allen Tätigkeitsgebieten des ukrainischen Geheimdienstes. Als konsultierender Experte einer der Abteilungen im Stab der Anti-Terrorzentrale sei er in viele Geheimoperationen involviert gewesen.

So ist Prosorow fest davon überzeugt, dass die ukrainische Seite in die Katastrophe der über dem Donbass abgeschossenen malaiischen Boeing MH17 verwickelt ist.

Nach dem Absturz des Flugzeuges folgte eine "phänomenal schnelle Reaktion der ukrainischen Regierung". "Es ist eindeutig, dass Präsident Poroschenko und sein Pressedienst schon im Vorfeld darüber informiert waren", sagte der frühere SBU-Mitarbeiter. Ein Hinweis sei auch die Tatsache, dass der Luftraum über dem Kriegsgebiet nicht gesperrt gewesen sei.

Laut Prosorow hätten zwei hochrangige ukrainische Sicherheitsbeamte direkt mit der Tragödie zu tun – der ehemalige Leiter des Departments für Gegenaufklärung, Waleri Kondratjuk, und der Leiter der Hauptabteilung für Aufklärung des Verteidigungsministeriums, Wasili Kurbatow.

Der Doppelagent berichtete auch über andere Gewalt- und Terrormaßnahmen des ukrainischen Geheimdienstes – von Tod durch Folter in den geheimen Gefängnissen bis hin zu Diversionsmaßnahmen und Auftragsmorden an bekannten Feldkommandeuren der Volkswehr. Viele zivile Opfer der berüchtigten "Anti-Terror-Operation" habe der SBU in Kauf genommen, denn sie seien als "Handlanger der Terroristen" eingestuft worden.

Bei der Konferenz zeigte Prosorow die Auszeichnungen, die er für "hohen Professionalismus und Leistungen, die zur Stärkung der Staatssicherheit der Ukraine beigetragen haben", vom SBU für seinen Dienst bekommen hat.

Der SBU bestätigte auf Facebook, dass Wasili Prosorow tatsächlich ein Stabsoffizier war. Die Vorwürfe des Ex-Mitarbeiters nannte die Behörde "übliche Fakes" und "Propaganda des Kreml". Prosorow sei ein Verräter und wegen übermäßigen Alkoholkonsums und "professioneller Untauglichkeit" vom Dienst suspendiert worden, so die Behörde. 

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