Frankreich: Einzelhandelsriese Carrefour droht Gelbwesten-Demonstrant mit Klage wegen Umsatzeinbußen

Einem Demonstranten, der an einer Blockade der Gelbwesten im Département Var teilgenommen hatte, droht eine Klage auf Schadensersatz durch die Supermarktkette Carrefour. Das Unternehmen begründet den Schritt mit "Umsatzeinbußen" am Tag der Kundgebung.

Am 16. Februar, während des "14. Akts" der Gelbwesten-Proteste, blockierten rund 120 Gelbwesten den Kreisverkehrszugang nahe eines Carrefour-Supermarkts in Ollioules, in der Nähe von Toulon, im Département Var. Die Blockade könnte für einen der Demonstranten nun juristische Konsequenzen nach sich ziehen.

Laut der Regionalzeitung Var-Matin wurde ein Demonstrant nur wenige Tage nach der Blockade zum örtlichen Polizeikommissariat zitiert, wo ihm mitgeteilt wurde, dass der französische Einzelhandelsriese Carrefour eine Klage gegen ihn anstrebe. Die Begründung: Der Supermarkt habe durch die Blockade weniger Umsatz gemacht.

Laut der Zeitung wurde dem Demonstranten auf dem Kommissariat ein Brief des Carrefour-Anwalts vorgelesen, in dem ihm vorgeworfen wird, mit seiner "Haltung" für einen "beträchtlichen Schaden" verantwortlich zu sein. Carrefour habe den Schaden auf 331.000 Euro schätzen lassen. Weiter werde in dem Brief des Anwalts aufgeführt, dass, sollte der Demonstrant Teil der Blockade gewesen sein, Carrefour ihn zur Verantwortung ziehen und vor einem Gericht verklagen werde.

Laut weiteren Medienberichten der Zeitungen 20 Minutes und Le Figaro ist völlig unklar, warum ausgerechnet dieser Demonstrant als einziger zur Verantwortung gezogen werden soll. Laut 20 Minutes, die sich auf weitere Demonstranten beziehen, sei bei der Aktion die Zufahrt des Supermarkts nicht blockiert worden.

Es ist nicht das erste Mal, dass der französische Einzelhandelsgigant mit einer aggressiven Geschäftspolitik auffällig wird. Seit 2016 führt das französische Wirtschaftsministerium ein Verfahren gegen Carrefour. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, von seinen Lieferanten ohne Gegenleistung einen "zusätzlichen Distributionsrabatt" in erheblicher Höhe verlangt zu haben, dessen Zahlung vor Beginn der jährlichen Handelsverhandlungen zu erfolgen habe.

Diese rechtswidrigen Praktiken destabilisierten, laut dem Wirtschaftsministerium, das wirtschaftliche Gleichgewicht des Sektors, und schwächten Industrieunternehmen und landwirtschaftliche Produzenten, mit möglichen Konsequenzen für die Beschäftigung oder langfristig für die Vielfalt des Angebots.

Ende 2015 betrieb das Unternehmen 12.296 Filialen in mehr als 35 Ländern und beschäftigte 380.000 Mitarbeiter. Im Jahr 2015 betrug der Umsatz 76,95 Milliarden Euro.