In Frankreich sind im vergangenen Jahr 541 Fälle von Antisemitismus registriert worden. Das seien 74 Prozent mehr als noch 2017, teilte der französische Innenminister Christophe Castaner am Dienstag in Paris mit. 81 davon waren körperliche Übergriffe. Überwiegend betrafen die Vorfälle Bedrohungen mit antisemitischem Charakter. 2016 und 2017 waren die Zahlen insgesamt jeweils noch zurückgegangen.
Die neue Statistik löste in Frankreich Empörung aus. In einem Video sprach Castaner davon, dass sich der Antisemitismus "wie ein Gift" ausbreite. Er greife an, er breite sich langsam aus und er töte, so Castaner. Via Kurznachrichtendienst Twitter schrieb er: "Wir lassen nichts durchgehen."
Er reagierte damit auch auf mehrere antisemitische Vorfällen, zu denen es am vergangenen Wochenende in Frankreich gekommen war. Das Fenster eines Geschäfts in der Pariser Innenstadt wurde mit dem deutschen Wort "Juden" beschmiert. Ein Straßen-Kunstwerk mit einem Porträt der verstorbenen früheren Ministerin und Holocaust-Überlebenden Simone Veil wurde im 13. Stadtbezirk mit einem Hakenkreuz beschmiert.
In einem Pariser Vorort wurden zwei Bäume gefällt, die vor 13 Jahren zu Ehren eines ermordeten jüdischen Mannes gepflanzt worden waren. Ilan Halimi war im Jahr 2006 entführt, gefoltert und getötet worden, weil er Jude war.
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Auch der französische Regierungschef Édouard Philippe äußerte sich dazu. In der Nationalversammlung sagte er: "Diese Taten sind abscheuerregend." Er versprach eine harte Reaktion.
Die Zahl der Vorfälle mit rassistischem und ausländerfeindlichem Hintergrund sank hingegen laut Innenministerium im vergangenen Jahr um gut vier Prozent auf 496. Es wurden 100 anti-muslimische Handlungen registriert – das sei der niedrigste Stand seit 2010. Die Zahl anti-christlicher Fälle blieb mit 1.063 im Jahresvergleich nahezu unverändert – 2017 waren es 1.038.
Jede dieser Handlungen ist ein Angriff auf die Werte der Republik und ein schwerer Schlag für die Freiheiten des gesamten französischen Volkes", hieß es aus dem Innenministerium.