Prozess in Frankreich gegen "Gelbwesten-Rocky" - Freiheitsstrafe und Schmerzensgeld

Am Mittwoch fand in Paris der Prozess gegen den sogenannten "Gelbwesten-Rocky" statt. Für die Anhänger der Gelbwesten wurde er zum Held, als man ihn dabei filmte, wie er Polizisten mit seinen Boxkünsten über eine Brücke trieb. Er wurde zu einem Jahr Haft und eineinhalb Jahren Bewährung verurteilt.

"Gelbwesten-Rocky" heißt mit bürgerlichem Namen Christophe Dettinger, ist 37 Jahre alt, 1,90 Meter groß und ehemaliger Leichtgewicht Box-Champion. Zwei Tage nachdem er Polizisten über die Brücke Leopold-Sedar-Senghor in Paris trieb, stellte er sich selbst der Polizei. Das Video vom 5. Januar wurde zu einem Hit in den sozialen Medien und der dreifache Familienvater ungefragt zum Helden der Gelbwesten-Bewegung.

Auch im Gerichtssaal wurde das Video erneut als Beweismittel gezeigt. Darauf ist zu sehen, wie er einen Polizisten zu Boden tritt und Schläge austeilt. Dettinger veröffentlichte danach ein Youtube-Video, in dem er sich selbst als "normalen Bürger" beschreibt, der aus Wut gegen die "repressiven Taktiken der Polizei" agierte. Vor Gericht zeigte er sich reumütig und entschuldigte sich.

Für die französische Regierung ist die Aufzeichnung auch ein Beweis für die Gewalt, welche die Proteste entfachte. Das neue Anti-Hooligan-Gesetz soll weitere Ausschreitungen verhindern und einzelnen Personen, welche als gewalttätig eingestuft werden, das Demonstrieren verbieten. Bürgerrechtler sind alarmiert und sehen sich ihrer Rechte beraubt. Seit Beginn der Protestwelle wurden 1.796 Gelbwesten-Demonstranten verurteilt. Die meisten von ihnen wegen Sachbeschädigung und Gewalt gegen Polizisten. Weitere 1.422 warten auf ihr Verfahren.  

Seit Monaten wird in Frankreich protestiert. Die Gelbwesten-Bewegung richtete sich ursprünglich gegen zu hohe Treibstoffsteuern. Weitere Forderungen, wie nach einem höheren Mindestlohn und einer Mindestrente, kamen hinzu. Emmanuel Macron gilt bei den Gelbwesten als Präsident der Reichen. Sie fordern seinen Rücktritt. Seit Beginn des Jahres ist die Zahl der aktiven Demonstranten rückläufig.  

Am letzten Freitag startete der Prozess gegen den 33 Jahre alten Lastwagenfahrer Eric Drouet. Ihm wird vorgeworfen, illegale Demonstrationen in Paris organisiert zu haben. Er könnte zu sechs Monaten Haft verurteilt werden. Am 12. Februar gab es sechs Festnahmen. Den Personen wird vorgeworfen, am 5. Januar mit einem Gabelstapler versucht zu haben, die Türen zum Büro des Regierungssprechers Benjamin Griveaux aufzubrechen. Über Crowdfunding sammelten Dettingers Sympathisanten 117.000 Euro für seine Gerichtskosten. Auch für verletzte Polizisten wurde gesammelt. Straßenkünstler zeichneten in Solidarität mit dem "Gelbwesten-Rocky" zwei schwarz-weiß Porträts auf eine Wand im Norden von Paris. Dettinger erhielt ein Jahr Freiheitsstrafe und eineinhalb Jahre Bewährung. Er muss aber nur nachts ins Gefängnis. Zudem muss er zwei Polizisten 2.000 und 3.000 Euro Schmerzensgeld zahlen. 

"Gelbwesten-Rocky": Erst vermöbelte er Polizisten, dann stellte er sich (Video)