Washingtons Versuche, das Pipeline-Projekt Nord Stream 2 aufzuhalten, das mehr russisches Erdgas in die Europäische Union liefern wird, werden nach Ansicht des Geopolitik-Experten Dr. Pierre-Emmanuel Thomann definitiv nach hinten losgehen. Gegenüber RT sagte er:
Je mehr die USA Druck auf die Europäer ausüben, desto mehr besteht die Gefahr, dass die Europäer versuchen, sich von den USA zu lösen und einen besseren Umgang mit Russland zu suchen. […] Wir können den Import von russischem Gas nicht aufgeben, das wäre wirtschaftlicher Selbstmord. Außerdem haben die US-Amerikaner auch eine Grenze ihrer Kapazitäten zur Druckausübung.
Der Kommentar erfolgte, als der US-Botschafter in Deutschland Richard Grenell Briefe mit Warnungen an deutsche Unternehmen verschickte, in denen er glaubte, sie an erhebliche Sanktionen erinnern zu müssen, mit denen sie im Falle ihrer Beteiligung am Bau der Nord Stream 2-Pipeline rechnen müssten.
Später stellte die US-Botschaft klar, dass die Briefe gar keine Drohung, sondern eine Erläuterung der US-Politik darstellten. Diese "Klärung" löste eine Reihe kritischer Aussagen deutscher Politiker zu dem Thema aus. Bundesaußenminister Heiko Maas erklärte seinerseits:
Die Frage der europäischen Energiepolitik muss in Europa entschieden werden, nicht in den USA.
Der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Fabio De Masi forderte die Bundesregierung auf, Grenell einzubestellen und sagte:
Der US-Botschafter hat offenbar den Eindruck gewonnen, er sei der Statthalter eines Imperators aus Washington in Deutschland.
Für den außenpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Jürgen Hardt waren die Drohungen an deutsche Firmen "eine neue und unakzeptable einseitige Verschärfung des Tons im transatlantischen Verhältnis".
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Nord Stream 2, ein Joint Venture zwischen der russischen Gazprom und fünf europäischen Energiekonzernen, ist derzeit zu einem Drittel fertig gestellt. Die 9,5 Milliarden Euro teure Pipeline soll die Kapazität der russischen Gasexporte nach Deutschland über die Ostsee verdoppeln und bis Ende des laufenden Jahres in Betrieb gehen.