Seit 2014 berichtet Christian Wehrschütz für den Österreichischen Rundfunk (ORF) aus der Ukraine. Nun beklagt der Journalist, Schikanen ukrainischer Behörden ausgesetzt zu sein.
Seit Monaten haben wir mit massiven Schikanen und Problemen mit Behörden zu kämpfen", sagte Wehrschütz der österreichischen Nachrichtenagentur APA.
Die Probleme hätten sich laut Wehrschütz seit Mai 2018 verschärft, als damals die Zuständigkeit für Medienakkreditierungen im Frontgebiet im Osten der Ukraine vom Geheimdienst SBU zu den ukrainischen Streitkräften übergegangen war. Im Herbst seien dann zunächst zwei langjährigen Mitarbeitern aus Donezk die Akkreditierung im Frontgebiet mit einem Verweis auf fehlenden Patriotismus verweigert worden. Seit Anfang Dezember kann auch der ORF-Korrespondent selbst nicht mehr legal in die betreffenden Gebiete reisen.
Ich hatte meine Akkreditierung bis 4. Dezember. Als ich um Erneuerung angesucht habe, hat man mir diese kommentarlos verweigert", so Wehrschütz gegenüber APA.
Er betonte dabei, sich bei seinen Reisen auf die Krim oder in die von Kiew nicht kontrollierten Gebiete im Osten des Landes stets an die ukrainischen Gesetze gehalten zu haben. Zu diesem Fall äußerte sich dann Ende vergangener Woche auch die österreichische Außenministerin Karin Kneissl.
Die unbegründete Ablehnung der Akkreditierung ist ein Grund zur Sorge und resultiert in der Verunmöglichung von Berichten aus dem Konfliktgebiet im Osten der Ukraine", teilte Kneissl (FPÖ) vergangenen Donnerstag mit.
Eine Reaktion aus Kiew ließ nicht lange auf sich warten. So meldete sich die ukrainische Vizepremierministerin Ivanna Klympusch-Zynzadse via Kurznachrichtendienst Twitter und warf Kneissl vor, sich für ukrainische Journalisten, die im Donbass oder in Russland im Gefängnis sitzen, nie eingesetzt zu haben. "Ein Wort über sie, im Geiste der Verteidigung der Pressefreiheit, Madame Minister Karin Kneissl?", schrieb die für europäische Integration zuständige Ministerin der Ukraine.
Karin Kneissl meldete sich dann einen Tag später nochmals zu Wort und teilte mit, dass die Verweigerung der Akkreditierungein "beispielloser Vorgang" sei und Kiew mit dieser "unbegründeten Vorgangsweise" ein "bedauerliches Unverständnis für die Bedeutung der Medienfreiheit zeige, die ein fundamentaler Wert europäischer Staaten ist".
Ton und Themen seien offenbar das Problem
Inzwischen wurde bekannt, dass sich die österreichische Außenministerin am 8. Januar mit dem ukrainischen Botschafter in Wien, Olexander Scherba, treffen soll. Scherba hatte zuvor in einem Gespräch mit dem ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz seine Hilfe bei der Akkreditierung für die Ostukraine angeboten. Er bedauerte, dass viele Ukrainer Wehrschütz als voreingenommen im Sinne Russlands sehen.
Ich bin überzeugt, dies hat weniger mit seiner 'kritischen Berichterstattung' gegenüber der Ukraine zu tun, sondern mehr mit seinem Ton und dem Ansprechen oder Verschweigen der Themen, die er für seine Berichterstattung wählt", sagte Scherba laut APA.
Es sei sowohl das gute Recht Wehrschütz', den Ton seiner Darstellung zu wählen, als auch das gute Recht der Ukraine, darüber eine Meinung zu haben, ob dieser Ton und diese Darstellung ausgewogen seien oder nicht. Er ersuche jedoch um Verständnis, dass diese Meinung inmitten eines Krieges "öfters emotionell" sein könne.
Wehrschütz selbst äußerte sich zu dieser Angelegenheit gegenüber der APA mit den Worten:
Der Kern des Problems ist, dass die derzeitige Führung in der Ukraine kein Verständnis für eine objektive und kritische Berichterstattung hat.
Seit Oktober dieses Jahres wird der 57-Jährige auch auf einer ukrainischen Webseite als "Agent des Kreml" bezeichnet. Die Webseite posipaka.org wirft ihm vor, einseitig und russenfreundlich beispielsweise über die Krim zu berichten. Als Beispiel wird ein Beitrag von Wehrschütz angeführt, in dem er über "Erfolge der Russischen Föderation beim Bau des Flughafens in Simferopol und den Bau der Krimbrücke" spricht.
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