Der Verdächtige Chérif Chekatt war entgegen anders lautender Berichte in seiner Wohnung, als die Polizei ihn Stunden vor dem Straßburger Attentat wegen versuchten Mordes festnehmen wollte. Dies berichtet die Bild unter Berufung auf Sicherheitskreise. Er habe allerdings fliehen können. Bisher hatte es geheißen, die Polizei habe Chekatt in seinem Wohnsitz nicht angetroffen.
Der Tatverdächtige war noch am Dienstagabend als Chérif Chekatt identifiziert worden. Der 29-jährige Chekatt wurde in Frankreich geboren und hat nordafrikanische Wurzeln. Die französische Polizei hat um die Mithilfe der Öffentlichkeit gebeten und Bilder des Gesuchten publik gemacht. Auch in Deutschland und der Schweiz wird nach Chekatt gefahndet. Dienstagabend schoss Chekatt in der Straßburger Innenstadt auf dortige Passanten. Er verletzte dabei zwölf Menschen und tötete zwei. Ein Opfer ist hirntot. Das erste Opfer war ein thailändischer Tourist, der den größten und ältesten Weihnachtsmarkt Europas besuchte. Auch Chekatt selbst erlitt durch die Polizei Verletzungen, entkam aber in einem Taxi.
Der Pariser Antiterror-Staatsanwalt Rémy Heitz erklärte:
Der Terrorismus hat erneut unser Gebiet getroffen.
Chekatt wurde in Frankreich, Deutschland und der Schweiz aufgrund einer Reihe von Vergehen verurteilt. Er galt als Gefährder und stand auf der Terror-Überwachungsliste. Dennoch gelang es ihm, seine Tat auszuführen.
Das Bundeskriminalamt teilte den Fahndungsaufruf auf Twitter:
Die Tatsache, dass ein solcher Mann ohne Aufsicht herumlaufen durfte, ist an und für sich schon erstaunlich, offenbart aber auch einige schwerwiegende Mängel im französischen Sicherheitssystem, so der geopolitische Analytiker und Terrorismusexperte Alexandre Del Valle. Gegenüber RT sagte er:
Er hätte verhaftet werden müssen. Es ist einfach unglaublich, dass (...) sich dieser Wiederholungstäter nicht unter strenger Kontrolle befand. Wir sehen hier einen technischen und einen geheimdienstlichen Fehler.
Del Valle erklärte, dass Frankreich in den vergangenen Jahrzehnten einige sehr wichtige Instrumente im Kampf gegen Extremismus und Terrorismus verloren habe. Die Zentraldirektion des allgemeinen Nachrichtendienstes, ein Sicherheitsdienst, der mit der Überwachung von Islamisten und verschiedenen Sekten beauftragt war, wurde vom damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy abgeschafft. Stattdessen befahl er die Fusion mit anderen Geheimdiensten.
"Dies war ein schwerwiegender Fehler", so die Einschätzung von Del Valle, der es weiter als "systematisches Versagen" beschrieb. Dabei wies er darauf hin, dass Terroranschläge zumeist von Personen durchgeführt würden, die schon polizeilich bekannt sind, aber dennoch frei herumlaufen dürften.
Möglicherweise hat auch der Zeitpunkt des Angriffs am Dienstag eine wichtige Rolle gespielt. Ein Großteil der Strafverfolgungsmaßnahmen war auf die Proteste der Gelbwesten konzentriert. Der Täter hatte freie Bahn. David Otto, Direktor für Terrorismusbekämpfung und organisierte Kriminalität bei Global Risk International Ltd., zu RT:
Die anhaltenden Proteste haben viele polizeiliche Ressourcen weggenommen, viele Polizeibeamte wurden abgelenkt, um die Demonstranten zu beruhigen. Das hat eine Art Lücke geschaffen. Der Angreifer hat vielleicht auch gedacht, dass es die beste Zeit sei, um zuzuschlagen (...).
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