Gennady Mokhnenko steht in einer US-amerikanischen Armeeuniform am Strand vor der Hafenstadt Mariupol, die 1789 von Griechen gegründet wurde und lange Zeit als ein Zentrum der griechischen Kultur in der Region galt. Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bildeten die Griechen in der "Stadt Marias" die Bevölkerungsmehrheit. Mokhnenko ist aber kein Soldat der ukrainischen Armee, sondern Heimleiter eines Waisenhauses mit 33 Kindern. Stolz erzählt er vor der Kamera, wie seine Kinder bereits im Jahr 2014 um Mariupol herum Schützengräben ausgehoben haben, "als wenige daran glaubten, dass die Stadt Widerstand üben könnte".
Jetzt, nach über vier Jahren des Krieges im Donbass zwischen ukrainischen Truppen und den Rebellen der selbstausgerufenen Volksrepubliken von Donezk und Lugansk, sieht der Heimleiter erneut die Notwendigkeit, die Verteidigungslinien am Strand zu erneuern. Bunker wurden bereits vor vier Jahren angelegt, da aber die von allen beschworene "russische Invasion" ausblieb, wurden die Bunker und Verteidigungslinien der Natur überlassen. Sollten die Russen doch noch übers Meer angreifen, dann würden diese unter anderem von Kinderhand ausgehobenen Schützengräben eine wichtige Funktion erfüllen, bestätigt ein anwesender ukrainischer Soldat mit dem Rufzeichen "Kit":
Wenn du weißt, dass es sogar hinter den Frontlinien Kinder gibt, die bereit sind, mit der gleichen Schaufel neben dir Schützengräben auszugraben, gibt das Selbstvertrauen, es motiviert. Nun, es ist wert, dafür zu kämpfen.
Ob die Kinder tatsächlich verstehen, dass sie für diese Arbeit missbraucht werden und niemanden haben, der für sie spricht und sie vor dieser Indoktrinierung beschützt, scheint Heimleiter Gennady Mokhnenko nicht sonderlich zu kümmern. Im Video sieht man die Kinder, wie sie Schützengräben ausheben und überschüssiges Gras von den Rändern der Gräben zupfen. Ein Junge sagt dabei, dass er "sieht wie die Situation ist" und dass man "dem Land helfen muss, um gut zu sein". Ein anderes Mädchen ergänzte noch, dass sie diese Arbeit machen, "weil wir unsere Armee lieben".