Provoziert wurde diese Äußerung des russischen Ministeriums durch einen kürzlichen Vorfall, bei dem sich die kosovarische Polizei in den nördlichen Teil der abtrünnigen Region begab, die von ethnischen Serben bevölkert wird. Pristina betrachtet dieses Gebiet als Teil eines selbsternannten Staates. Hier aber weigern sich die Einheimischen, die Autorität der Regierung in Pristina anzuerkennen, was zu einer bereits angespannten Situation in den Beziehungen zwischen Pristina und Belgrad beiträgt.
Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums:
(Diese) protzige Invasion der kosovarischen Spezialeinheiten in die serbischen Gebiete im nördlichen Teil des Gebiets am 29. September, welche gegen die Abkommen zwischen Belgrad und Pristina verstoßen, war eine Provokation, die darauf abzielte, die im Kosovo lebenden Serben einzuschüchtern und Druck auf Serbien auszuüben.
Der Kommentar kam wenige Tage nach der Ankunft von 60 schwer Bewaffneten der von Pristina kommandierten Sonderpolizei auf dem Territorium der hauptsächlich von der serbischen Minderheit bewohnten Region, um dort die Kontrolle über das lokale Wasserkraftwerk zu übernehmen. Dabei sei es zu mehreren Verhaftungen serbischer Bürger gekommen.
Solche "rücksichtslosen Aktionen" hätten zu einem "erneuten Blutvergießen im Kosovo und der Destabilisierung der gesamten Balkan-Region führen können", warnte Sacharowa. Sie fügte hinzu, dass die abermaligen Versuche des Kosovo, die Kontrolle über die von Serben bewohnten Gebiete zu erhalten, zu einer Eskalation der ethnischen Spannungen führen wird.
Russland erkennt das Kosovo nicht als einen unabhängigen Staat an. Kritik hatte Moskau auch an der von der NATO geführten Friedenstruppe "KFOR" geübt. Diese ist eigentlich für die Aufrechterhaltung der Sicherheit im Kosovo zuständig, scheint - aufgrund solcher Entwicklungen - aber offenbar zu versagen.
Der Vorfall veranlasste die serbische Regierung ihrerseits, die Streitkräfte in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen und damit die Region an den Rand eines neuen Konflikts zu bringen. Berichte über Verhaftungen und den Vorwurf der Besetzung des Gebiets wies die Regierung von Pristina zurück.
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Die Truppen waren nur für einen "einmaligen Besuch" in der Region, hieß es. Dabei habe man dem selbsternannten Staatschef Hashim Thaçi Sicherheit gewährt.
Die Beziehungen zwischen Serbien und seiner abtrünnigen Provinz bleiben angespannt. Das Kosovo wurde 1999 mit Hilfe der massiven NATO-Bombenkampagne von Serbien abgetrennt. Seine albanische Provinz-Regierung erklärte 2008 dessen Unabhängigkeit. Serbien weigerte sich, die Unabhängigkeit des Kosovo anzuerkennen. Bisher haben 87 UN-Mitglieder, darunter Russland, China, Indien und Brasilien sowie fünf NATO- und EU-Mitglieder (Spanien, Rumänien, Griechenland, Slowakei und Zypern) die Unabhängigkeit des Kosovo ebenfalls nicht anerkannt.
Obwohl das Kosovo wie auch Serbien Schritte unternommen haben, um die Beziehungen zu normalisieren - dazu zählt auch die Unterzeichnung des Brüsseler Abkommens - bleibt die Situation vor Ort weiterhin angespannt. Selbst der Versuch eines Landtauschs entlang der "ethnischen Linien" zwischen Serbien und Kosovo, löste auf beiden Seiten Empörung aus.
Die Förderung ethnischer Spannungen oder territorialer Streitigkeiten kann auch dazu führen, dass alte Konflikte in der gesamten Balkanregion - als Zündfunke für ganz Europa - wieder aufleben. Jede Art eines solchen Konflikts könnte sich über die Grenzen hinweg ausbreiten oder eine Kettenreaktion in Nachbarländern - wie in Bosnien-Herzegowina - führen, was schon in den 1990er Jahren zu einem ethisch-religiösen Bürgerkrieg führte. Seither ist es nur einen Schritt weit vom neuen Entfachen der Feindseligkeiten entfernt.
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