Im Gespräch mit der BBC-Radiosendung The Media Show erklärte Hersh zunächst, dass es in den Medien immer eine "Voreingenommenheit" gebe und dass insbesondere das Vereinigte Königreich von einer "instinktiven Abneigung" gegenüber Russland durchdrungen sei:
Es gibt die ganze Zeit Vorurteile, dieses Land ist voller Vorurteile, es gibt eine große Abneigung gegen Russland hier, eine instinktive Abneigung.
"Sie sahen das Chaos, das Sie im März hatten, die beiden Russen, die angeblich durch Nervengas getötet werden sollten, was de facto unmöglich ist", fuhr er mit Verweis auf die Vergiftung des ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal und seiner Tochter Julia vor drei Monaten in Salisbury fort.
"Wenn man sie tötet, tötet man die halbe Stadt mit Nervengas", fügte der Investigativjournalist hinzu, um dann zu betonten, dass bei westlichen Medien vielsagenderweise kaum noch Interesse bestehe, weiter über den Vorfall zu berichten.
"Mit der Geschichte stimmt etwas nicht", fügte er hinzu, um dann eine mediale Bombe platzen zu lassen:
Auf die abschließende Frage, des BBC-Moderators, wer denn seiner Meinung nach wirklich hinter dem Angriff von Salisbury stecke, antwortete Hersh in Minute 3:50:
Mir wurde zugetragen, dass die wahre Geschichte wenig mit Russland an sich zu tun hat, außer dass er (Sergej Skripal) einige russische Mafiosi verpfiffen hat ...
Hintergrund:
Nach einigen Monaten im Krankenhaus waren beide Skripals entlassen worden, nachdem sie am 4. März 2018 beim mutmaßlichen Kontakt mit dem Nervengift Nowitschok schwer erkrankt waren. Von Sergej Skripal hat man seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus nichts mehr gehört.
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Obwohl London, Berlin und andere westliche Nationen schnell mit dem Finger auf den Kreml zeigten, gibt es bis heute keine Beweise, die Moskau direkt mit dem Angriff in Verbindung bringen.
Letzte Woche wurde bekannt, dass die britische Regierung das Haus von Sergej Skripal kaufen will, ebenso wie das Haus des Polizisten Nick Bailey, der mutmaßlich erkrankte, nachdem er die Skripals als erster zusammengesunken und bewusstlos auf einer Parkbank gefunden hatte. Bei einer Krankenschwester, die ebenfalls zufällig anwesend war und Erste Hilfe leistete, konnten allerdings keine Vergiftungssymptome festgestellt werden, obwohl sich Julia Skripal direkt über der Frau erbrochen hatte.
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Hersh, der durch die Aufdeckung der Vertuschung des My-Lai-Massakers an Zivilisten durch US-Truppen während des Vietnamkrieges zu journalistischem Ruhm gelangt war, ist einer der führenden investigativen Reporter in Fragen nationaler Sicherheit und ein vehementer Kritiker der US-Außen- und Sicherheitspolitik geworden.
Bahnbrechende Recherchen, die er seit der berüchtigten My-Lai-Untersuchung unternommen hat, umfassen unter anderem die Aufdeckung von Folter und Misshandlung durch die US-Militärpolizei im Gefängnis von Abu Ghraib nach der Invasion des Irak. Sein letzter Investigativbericht war die Dekonstruktion der Giftgasvorwürfe der westlichen Staaten gegenüber der syrischen Regierung. Als Ergebnis wurde er von Kritikern als "Assad-Apologet" bezeichnet.