Der jüngste Vorfall ereignete sich in der Westukraine, in der Nähe der Stadt Lwiw. Dort griffen maskierte und bewaffnete Nationalisten eine Roma-Siedlung an. Der auch mit Baseballschlägern ausgestattete Mob machte dabei auch vor Frauen und Kindern nicht halt. Mehrere Menschen, darunter ein zehnjähriges Kind, wurden zum Teil schwer verletzt. Ein 24-jähriger Bewohner der Siedlung verlor bei dem Überfall aufgrund massiver Stichverletzungen sein Leben.
Nach Angaben des Polizeissprechers Jaroslaw Trakalo wurden bislang sieben Personen festgenommen. Die mutmaßlichen Täter sind demnach zwischen 16 und 17 Jahre alt. Ein Zwanzigjähriger wurde unter dem Verdacht, die Tat geplant zu haben, in Gewahrsam genommen. Der diesmal tödliche Ausgang des Überfalls scheint dabei die transatlantisch geprägte Presselandschaft aufgeschreckt zu haben. Dabei handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs eines um sich greifenden Rechtsextremismus, der bislang jedoch geflissentlich übergangen oder der berühmt-berüchtigten "russischen Desinformation" in die Schuhe geschoben wurde.
Im April 2018 etwa brannte die ultranationalistische Gruppierung C14 ein Roma-Lager in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ab und machte Jagd auf Frauen und Kinder. Nach eigenen Angaben nahm die Polizei jedoch keine Ermittlungen auf – schließlich habe niemand Anzeige erstattet.
In einem gemeinsamen Brief machten vier Menschenrechtsorganisationen, darunter Amnesty International und Human Rights Watch, bereits auf die untragbaren Zustände aufmerksam und warnten vor einer "Zunahme von Angriffen rechtsextremer Gruppen auf Minderheiten in der Ukraine".
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Der Teppich, unter den all diese Vorkommnisse bisher auch seitens der Bundesregierung gekehrt wurden, wird derweil zusehends zur Stolperfalle. Und so konnte nun selbst das NATO-Sprachrohr schlechthin, der Atlantic Council, nicht mehr umhin, das Nazi-Problem der Ukraine beim Namen zu nennen.
Dies lässt aufhorchen und darauf schließen, dass die Sprengkraft der Entwicklung das mühsam entwickelte Narrativ der sich gegen die "russische Aggression" verteidigenden "pro-westlichen Ukraine" zunehmend gefährdet.
Die RT-Lesern schon lange bekannten extremistischen Kräfte müssen nun mutmaßlich zurückgepfiffen und deren Umtriebe zumindest eingedämmt werden. Was bisher als "Kreml-Propaganda" abgetan wurde, stellt sich zusehends und offensichtlich als unappetitliche Realität heraus.
Es klingt wie Kreml-Propaganda, ist es aber nicht", scheint sich der Atlantic Council in betreffendem Artikel daher selbst zu wundern.
Autor Josh Cohen verweist darauf, dass die genannte Neonazi-Truppe C14 vom Ukrainischen Ministerium für Jugend und Sport finanziert wird, um in der Ukraine "national-patriotische Projekte" auf die Beine zu stellen. Dies und ähnliche weitere Entwicklungen stünden für ein "gefährliches Beispiel für eine stillschweigende Akzeptanz oder sogar Ermutigung der wachsenden Gesetzeslosigkeit der rechtsextremen Gruppen, willens Gewalt gegen diejenigen einzusetzen, die sie nicht mögen, durch die Staatsorgane".
Was bislang nicht nur von wenig objektiven Ukraine-Aktivisten wie Rebecca Harms, Vertretern einer vermeintlichen "liberalen Moderne" wie Ralf Fücks und anderen unerschrockenen Transatlantikern wütend als "russische Desinformation" ins Reich der "asymmetrischen Kriegsführung" Moskaus verbannt wurde, wird nun nüchtern dargelegt.
So wird konstatiert, dass sich die Ausfälle und Gewaltausbrüche keineswegs auf Roma beschränken. So wurden "antifaschistische Demonstrationen, Stadtratstreffen, eine Veranstaltung von Amnesty International, Kunstausstellungen, LGBT-Veranstaltungen und Umweltaktivisten" ebenfalls Opfer von C14, der Asow-Miliz, Swobodas, des Rechten Sektors und Co.
Am 8. März griffen gewalttätige Gruppierungen in der gesamten Ukraine Demonstrantinnen zum Internationalen Frauentag an. Nur in wenigen Fällen schritt die Polizei ein, um diese Angriffe zu unterbinden, und in manchen Fällen verhafeteten die Sicherheitskräfte friedliche Demontranten statt der Angreifer", hält Cohen fest.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? Wohl kaum, gehörten die rechtsextremen Ultranationalisten doch bereits zum geopolitischen Kalkül, der zum "Maidan" und schließlich zum Staatsstreich in der Ukraine führte. Es dürfte also nun nicht um sehr viel mehr gehen als darum, die Geister die man rief, zumindest an die Kette zu nehmen. Zu wichtig ist die Ukraine als militante Speerspitze, um das Zerrbild des "aggresiven Russland" aufrechterhalten zu können, und zu viele Milliarden wurden dem korrupten Poroschenko-Regime schon in den Rachen geworfen, um das nationalistische Kiew-System jetzt fallen zu lassen.
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Nicht ohne Grund entschieden die EU-Botschafter Ende Mai, der Ukraine einen Kredit in Höhe von einer Milliarde Euro zu gewähren - auch ohne dass die entsprechenden Bedingungen erfüllt wurden. Keine Zweifel lassen die EU-Staatenlenker daher auch an der vermeintlichen Tatsache aufkommen, dass für die erneut aufflammenden Kämpfe in der Ostukraine und die damit einhergehende Verletzung der Minsker Vereinbarungen nur Moskau verantwortlich zu machen ist. Von Journalistenmorden und fadenscheinigen -Inhaftierungen ganz zu schweigen, die keine Empörung in der transatlantischen Presselandschaft hervorrufen, können sie doch nicht Moskau angelastet werden.
Experten und Beobachter fürchten derweil, dass der Zug bereits abgefahren ist und sich der Geist des Extremismus nicht mehr an die Kette nehmen lässt. Der Maidan-Kritiker und Politikwissenschaftler Iwan Katschanowski warnte immer wieder vor den Gefahren der Verharmlosung des ukrainischen Ultranationalismus. Am vergangenen Wochenende twitterte er:
Rechtsextreme Gewalt wurde in der Ukraine normalisiert und verbreitet, nachdem sie bei gewalttätigen Angriffen während des Maidan, den Odesa-Massakern (sic!), dem Krieg im Donbas und politischen Morden eine entscheidende Rolle spielten. Aber westliche Regierungen und Medien haben sich entschieden, dies zu leugnen und zu ignorieren. Jetzt ist es zu spät.
Bei dem jüngsten Angriff in der Ukraine durch Ultranationalisten handelt es sich nach Einschätzung des Zentralrat Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg um das insgesamt "fünfte Pogrom von rechtsextremen Gruppen gegen Roma" während der vergangenen beiden Monate. Dabei würden die Überfalle teilweise gefilmt und ins Internet gestellt.
Es scheint, als ob Morde und Gewalttaten gegen Roma in der Ukraine und in Europa zur Normalität werden sollen", kritisierte der Zentralratsvorsitzende Romani Rose.
Derweil will der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU Indizien dafür gefunden haben, dass in dem jüngsten Überfall auf ein Roma-Lager die Spur, wie könnte es anders sein, nach Russland führe.