Während hierzulande verzweifelte Rekrutierungskampagnen der Bundeswehr das Stadtbild prägen und dabei mit dem Militär sympathisierende Teile der Presse wie die Bild für sich gewinnen konnten, sind die Briten, die immer wieder ihren Hang zur Transparenz betonen, bereits viel weiter:
Gebührenfinanzierte Geheimdienstpropaganda
Auf Staatskosten gibt der Staatssender BBC eine Sendung einen Einblick in das Leben eines Geheimdienstagenten. In der Reihe "Habits of the highly successful" (Gewohnheiten der sehr Erfolgreichen) wird auch der Vizedirektor der britischen Geheimdienstagentur GCHQ nicht nur kritiklos, sondern enorm schmeichelhaft porträtiert. Neben der Bergsteigerin Bonita Norrisund Unternehmensgründerin Justine Roberts gibt Nikesh Mehta seine ganz persönlichen Erfolgsrezepte zum Besten. Das Motto von Mehta, dem früheren Diplomaten, der seit 2015 stellvertretender Direktor der Geheimdienstagentur ist, lautet: Wagen Sie es, anders zu sein und Risiken einzugehen, um neue Wege zu gehen. Zwar würden Leute einen auch mal anzweifeln, manchmal stelle man sich sogar selbst in Frage, aber das sei dann eben einfach so.
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Seine eigene Familie aus einem der vielen britischen Kolonialgebiete habe ihn sogar gefragt, wie er für die britische Regierung arbeiten könne, ob er denn nicht daran denke, was diese seinen eigenen Leuten angetan habe. Aber man müsse eben das tun, was man für richtig halte. Auch gibt er Tipps dazu, wie man Menschen das Gefühl vermittelt, an ihnen interessiert zu sein. Und seine Herangehensweise an die Ängste, die damit verbunden sind, umgeben von enorm intelligenten Menschen für den Geheimdienst zu arbeiten.
Somit hat der britische Staatssender nicht nur einem Verfechter der "Schlussstrich-Politik" bezüglich der Kolonialzeit Sendezeit geschenkt, sondern auch seine umstrittene Geheimdienstagentur GCHQ in neuem Licht dargestellt.
GCHQ: Freunde ausspähen und private Webcams mit intimen Aufzeichnungen gehen sehr wohl
Berüchtigt ist die britische Cyber-Geheimdienstagentur GCHQ unter anderem dafür, die Kommunikation von Politikern verbündeter Staaten auf dem G-20-Gipfel im Jahr 2009 in London abgeschöpft und dabei gleich noch Keylogger für zukünftiges Abhören eingesetzt zu haben. Auch überwacht sie in Kooperation mit dem US-Geheimdienst mehr als 200 Glasfaserkabel weltweit, und darüber hinaus belegen Dokumente, dass die GCHQ über Jahre hinweg wahllos Millionen von Webcams überwacht und dabei intimste Details aus den Privatssphären völlig unverdächtiger Menschen zutage gefördert hat. Im Rahmen der Enthüllungen durch Edward Snowden haben GCHQ-Mitarbeiter den Chefredakteur der britischen Zeitung The Guardian massiv unter Druck gesetzt, die brisanten Daten herauszugeben. Sogar in die Redaktionsräume sind die Agenten eingedrungen und haben versucht, Guardian-Mitarbeiter mit der Drohung der eigenhändigen Zerstörung der Daten durch Bohr- und Schleifmaschinen einzuschüchtern.
Die Liste der demokratie- und menschenfeindlichen Handlungen ließe sich fortsetzen. Aber warum macht der britische Staatssender solche Propaganda? Die BBC wird zum Großteil durch eine Fernsehgebühr finanziert, die alle britischen Haushalte, Unternehmen und Organisationen zahlen müssen, die irgendeine Art von Empfangsgeräten nutzen. In dem Land, in dem Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit als bedeutende Grundpfeiler der nationalen Identität angepriesen werden, scheint zudem der Glaube an den Einfluss der Medien sehr stark ausgeprägt zu sein, wurden doch bereits einige an Paranoia grenzende Maßnahmen ergriffen, um die Berichterstattung von RT zu kontrollieren. Zudem wurde insbesondere bei heiklen Themen wie dem Skripal-Fall die britische Medienaufsicht OFCOM eingeschaltet.
Dass kritische oder der Regierung widersprechende Ansichten von BBC-Moderatoren in Selbstzensur unterdrückt werden, ist umso weniger verwunderlich, wenn man weiß, dass die Kooperation zwischen Geheimdiensten und dem BBC bereits in der Selektion von Mitarbeitern beginnt und politisch nicht genehme Bewerber seit Jahrzenten aussortiert werden.