In Israel wird befürchtet, dass das polnische "Holocaust-Gesetz" die öffentliche Debatte und die Forschungen zum Holocaust schädigt. Mitarbeiter der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau spüren die Auswirkungen des neuen Gesetzes. Unterstützer eines verurteilten Antisemiten filmten, wie sie versuchten, einen nicht-polnischen Mitarbeiter bei Führungen durch das Gelände einzuschüchtern. Auch die Wohnstätte eines italienisch-stämmigen Mitarbeiters wurde beschädigt. Vertreter des Museums klagen über eine Welle von Hass und Falschinformationen, die ihnen entgegenschlägt. Das Museum versucht, gegen die Angriffe in den sozialen Medien und Falschmeldungen anzugehen und veröffentlichte eine Liste der Falschmeldungen.
Auf einer rechten Internetplattform wurde im Februar ein Brief veröffentlicht, der an den polnischen Kulturminister adressiert war. Der Verfasser behauptete hierin, er habe einen Museumsführer herausgefordert, der nicht zugeben wollte, dass die Bewacher der SS Deutsche waren. Es stellte sich nach einer internen Untersuchung des Museums heraus, dass es sich um eine Falschmeldung handelte.
Rund 74.000 polnische nicht-jüdische Häftlinge waren in Auschwitz-Birkenau während des Zweiten Weltkriegs inhaftiert. Nationalisten fordern, dass sich die Gedenkstätte mehr mit deren Schicksal beschäftigt. Der Zuständige für den Auftritt des Museums in den sozialen Medien, Pawel Sawicki:
Der Kollateralschaden der Auseinandersetzungen ist, dass Auschwitz zum Ziel wurde. Wir hatten Leute, die sagten, es sei ihnen nicht erlaubt, hier eine polnische Flagge zu tragen oder dass die Erinnerung an Polen hier nicht vertreten sei, dass das Museum anti-polnisch ist - all' das ist unwahr, und wir mussten reagieren."
Auch den Vorwurf, ehemalige polnische Häftlinge nicht eingeladen zu haben, wiesen sie zurück.
Nationalisten in Polen forderten, dass in dem Museum nur noch Polen und keine Ausländer arbeiten sollen, um dem Gedenken an die polnischen Opfer nachzukommen. Die Museumsführung hat Angst vor der Regierung in Warschau:
Die (Museums-)Leitung hat zu viel Angst vor der Regierung, und sie haben zu viel Furcht, ihre Arbeit zu verlieren und wollen sich daher zu den Provokationen, die sich hier zutragen, nicht äußern."
Die Sorge ist nicht unberechtigt. Zahlreiche Museums-Direktoren haben in Polen in den letzten Jahren ihren Arbeitsplatz verloren. 2017 musste der Direktor des Museums zum Zweiten Weltkrieg in Gdansk seinen Posten aufgeben.
Der Bruder des Museumsdirektors schrieb auf Facebook:
Seit zwölf Jahren arbeitet er an einem der schrecklichsten Orte der Welt, in einem Büro mit Blick auf einen Galgen und ein Krematorium. Dutzende von Artikeln über zwielichtige Webseiten, Hunderte von Twitter-Accounts, Tausende ähnlicher Tweets, Obszönitäten, Meme, Drohungen, Verleumdungen, Denunziationen. Es ist genug, um dich krank zu machen."