Am Mittwoch begannen in Estland die sogenannte "Siil" (Igel) Übungen, an denen neben Truppen der estnischen Berufs- und Freiwilligenarmee, Wehrpflichtigen und Reservisten nach Angaben der estnischen Streitkräfte auch Einheiten aus 19 NATO- und anderen Partnerstaaten teilnehmen, insgesamt mehr als 15.000, einschließlich verstärkter "Forward Presence" Truppen.
Laut dem Befehlshaber der estnischen Streitkräfte, General Riho Terras, umfasst die moderne Verteidigung sowohl Akteure aus dem militärischen als auch aus dem privaten und öffentlichen Sektor. "Jedermanns Rolle ist wichtig. Entscheidend ist, dass der Staat und seine Bürger bei der Verteidigung des Landes zusammenarbeiten."
Das bis 14. Mai dauernde Manöver erstreckt sich dauf das ganze Land und in seiner letzten Phase auch auf den nördlichen Teil des Nachbarstaates Lettland. Weiter hieß es in einer Mitteilung der Streitkräfte, dass Beobachter, auch aus Russland und Weißrussland, sowie von der OSZE und anderen internationalen Organisationen, die Übung überwachen werden.
Der russische Feind als Daseinszweck der "Forward Presence"
Die Aufrüstungsinitiative an der Ostflanke "Enhanced Forward Presence (eFP)" wurde auf dem NATO-Gipfeltreffen in Warschau im Jahr 2016 beschlossen.
Vor gut einem Jahr hatte US-Generalstabschef Mark Milley angekündigt, dass die USA in den kommenden Jahren noch mehr Truppen ins Baltikum entsenden müsse, damit das US-Militär seine Hauptaufgabe in Europa erfüllen könne - die "russische Aggression" zu verhindern.
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Obwohl bereits im Jahr 2016 mehr als 62.000 US-Soldaten in Europa waren, kamen im Jahr 2017 zahlreiche dazu, darunter 1.000 Soldaten, welche die multinationale Kampfgruppe im Rahmen der Verstärkung der NATO-Ostflanke ("Enhanced Forward Presence", eFP) führen sollten.
Die NATO hat in den letzten Jahren ihre Präsenz im Baltikum, in Polen und im Schwarzmeerraum erhöht und ihre Streitkräfte auf 40.000 Mann aufgestockt. Das Bündnis zitiert Russlands angebliche "Gewaltanwendung gegen seine Nachbarn" nach dem Referendum auf der Krim 2014, das zur Abspaltung der Region von der Ukraine und zur Wiedervereinigung mit Russland führte. Außerdem wirft sie Moskau vor, die rebellischen Regionen Lugansk und Donezk im Osten der Ukraine zu unterstützen.
Im April sagte die stellvertretende Generalsekretärin der NATO, Rose Gottemoeller, in einem Interview mit der russischen Tageszeitung "Kommersant", dass das Bündnis keinen militärischen Konflikt mit Russland wolle, machte Russland aber gleichzeitig für ein "beunruhigendes Verhaltensmuster" von der Ukraine bis Salisbury verantwortlich.
Baltikum als Konfliktzone
Am gleichen Tag der Eröffnung des Manövers twitterte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma, Aleksej Puschkow, dass es zwei mögliche Gebiete gibt, in denen es zum Zusammenstoß zwischen den USA und Russland kommen könnte: Syrien und das Baltikum. US-Militäraktivitäten im Baltikum können eine akute Krise auslösen.