78 Tage lang dauerte die Bombardierung der Bundesrepublik Jugoslawien. Vom 24. März bis zum 10. Juni 1999 wurden insgesamt 2.300 Angriffe auf 995 militärische oder zivile Ziele durchgeführt. Rund 50.000 unterschiedlichste Projektile, rund 37.000 Streubomben sowie 1.300 Marschflugkörper wurden nach Angaben der serbischen Behörden seitens der NATO-Allianz auf Ziele im ganzen Gebiet des inzwischen nicht mehr existierenden Staates, also auf Serbien, das Kosovo und Montenegro, abgeworfen. Dabei wurden 462 Soldaten getötet, zu den zivilen Opern gibt es bis heute keine genauen Zahlen. Laut Schätzungen wurden rund 2.000 Zivilisten, darunter 79 Kinder, getötet. Rund 12.000 Menschen wurden verletzt. Während des völkerrechtswidrigen Angriffs kam auch radioaktive Uranmunition zum Einsatz. Auch hier gibt es keine offiziellen Zahlen, aber die serbischen Behörden sprechen von 15 Tonnen.
Der vergangene Samstag war der 19. Jahrestag des Beginns der "Operation Allied Force". Die wichtigste Gedenkveranstaltung, die unter dem Motto "Wir werden vergeben, falls es uns gelingt; wir werden nur vergessen, wenn es uns nicht mehr gibt" stand, wurde in der südserbischen Stadt Aleksinac organisiert, die 1999 schwer unter der US-geführten NATO-Kampagne gelitten hat. Rund 3.000 Menschen versammelten sich vor der Bühne und den Ruinen eines bei einem NATO-Bombardement zerstörten Gebäudes, um der Opfer zu gedenken.
Gedenkfeier: Westliche Diplomaten glänzten mit Abwesenheit
Der russische Botschafter in Serbien, Alexander Tschepurin, der ebenfalls an der ergreifenden Zeremonie teilnahm, wies auf die eklatante Abwesenheit von Vertretern westlicher Staaten hin:
Heute hat sich wieder keiner der westlichen Diplomaten die Mühe gemacht, an dieser Zeremonie teilzunehmen. Sie zeigen also keine Reue und glauben außerdem, dass sie alles richtig gemacht haben. Es sieht so aus, als wären die Serben für sie keine Menschen, aber sie lehren uns dennoch weiterhin Humanismus.
Der serbische Präsident Aleksandar Vučić sprach von den Getöteten und den Zerstörungen durch die NATO, fügte aber hinzu, dass sein Land immer noch eine Partnerschaft mit dem Bündnis anstrebe:
Ja, wir wollen eine Partnerschaft mit euch, die ihr schreckliche Verbrechen an uns begangen habt. Wir wollen von Feinden zu Freunden werden, aber erwartet nicht, dass wir vergessen, dass ihr uns getötet habt, oder dass wir unser Land dafür verantwortlich machen. Wir wollen eine Partnerschaft, aber wir werden der NATO nicht beitreten. Es würde zu viel Salz in unsere Wunden reiben.
Mehrheit will keine Entschuldigung der NATO annehmen
Die große Mehrheit der Serben – 84 Prozent – ist gegen einen eventuellen Beitritt ihres Landes zur NATO. Dies zeigt eine erst kurz vor dem Jahrestag des Angriffs durchgeführte Umfrage. Rund 62 Prozent der Befragten würden eine Entschuldigung für die Bombardierungen seitens der Militärallianz nicht annehmen. Diese trotzige Haltung ist unter den Belgrader Bürgern (65,9 Prozent) und den 30- bis 44-Jährigen (67,3 Prozent), die während des Bombenangriffs Jugendliche oder junge Erwachsene waren, am stärksten ausgeprägt. Eine Mehrheit von 66 Prozent sagte, die NATO-Angriffe auf Jugoslawien hätten vermieden werden können.
Der ehemalige Präsident Jugoslawiens Slobodan Milošević und seine Politik werden von 17,4 Prozent der Serben als Hauptgrund für die Bombenangriffe angeführt. Am zweithäufigsten (15,2 Prozent) wurde genannt, dass die USA und die westlichen Mächte einfach ihre Interessen verfolgten. Weitere Erklärungen waren das Ziel, ethnische Serben aus dem Kosovo zu vertreiben (12,6 Prozent), und das Kosovo von Serbien abzutrennen (10,5 Prozent).
Das Belgrader Institut für Europäische Angelegenheiten befragte insgesamt 1.203 Bürger aus ganz Serbien (Kosovo und Metochien ausgeschlossen).
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