Ukraine: Angeblicher Protagonist beim Abschuss von MH17 ist tot

Der ukrainische Kampfpilot und Veteran des Krieges in der Ostukraine, Wladislaw Woloschin, hat sich in seiner Wohnung das Leben genommen. In den Tagen rund um den Absturz der malaysischen Boeing MH17 soll er Kampfeinsätze im Donbass geflogen sein.

Seit zwei Tagen schreiben die ukrainischen Medien über den Selbstmord des ukrainischen "Kriegshelden" Wladislaw Woloschin (29). Er habe sich mit einer Schusswaffe in der eigenen Wohnung tödlich verletzt, seine Frau solle der Schuss gehört haben. Auf dem Weg ins Krankenhaus ist der ehemalige Kampfpilot gestorben.

Manche in der Ukraine nennen den Piloten Wladislaw Woloschin auch den "Star" der russischen Medien – nicht ohne Sarkasmus. In der Tat, ein Überläufer, der ukrainische Mechaniker Jewgeni Agapow, der sich Ende 2014 russischen Behörden stellte, behauptete, Woloschin sei am Tag des tragischen Absturzes im umkämpften Gebiet in der Ostukraine Einsätze geflogen. Als Mitarbeiter des Militärflughafens in Dnjepropetrowsk habe er gesehen, wie Woloschin deprimiert und ohne Raketen an Bord zurückgekommen sei. Er soll gesagt haben, der Flugzeug sei "zur falschen Zeit am falschen Ort" gewesen. Bei dem Absturz des Flugs MH17 der Malaysia-Arline am 17. Juli 2014 kamen alle 298 Insassen ums Leben, darunter zahlreiche Kinder. 

Später behaupteten die ukrainischen Behörden, Woloschin sei am besagten Tag keine Einsätze geflogen. Danach sprach Woloschin selbst vor der Presse und mit holländischen Ermittlern über seine Kriegseinsätze und schloss eine Beteiligung beim Abschuss der Boeing aus. Er war einer der führenden Piloten der ukrainischen Luftwaffe und flog insgesamt 33 Militäreinsätze im Donbass. Die Version eines Abschusses aus der Luft ist derzeit kein Thema mehr und wird weder vom holländischen Ermittlerteam noch von Russland diskutiert.

Im letzten Jahr hatte Woloschin seinen Militärdienst beendet, und nachdem er einen Fachartikel veröffentlicht hatte, bekam er einen Job als stellvertretender Chef des Flughafens in Nikolajew in der Südukraine. Der mit ihm befreundete Militärjournalist Juri Butusow sagte, Woloschin habe mit ihm ein Buch über den Krieg im Donbass schreiben wollen.

Das Portal NikWesti veröffentlichte Woloschins Mailverkehr, in dem er über Probleme mit dem Gouverneur schreibt. "Suizidgedanken lassen mich seit Tagen nicht los", soll er geschrieben haben. Die Angehörige des Piloten bestätigen, dass er in den letzten Tagen in einem deprimierten Zustand gewesen sei.

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Der russische Politologe Bogdan Bespalko schließt jedoch einen Zusammenhang mit dem Militäreinsatz von Woloschin im Donbass nicht aus. Als gefährlicher Zeuge könnte er "zu viel über die MH17-Tragödie" gewusst haben, so Bespalko. Zu viel werde in diesem Fall noch von der Ukraine verschleiert. Zu Zeiten, in denen man als Laie bereits vor jeglicher Ermittlung Spuren in die eine oder die andere Richtung legen kann, scheint auch dies eine berechtigte Version zu sein. Die lokale Polizei startete im Fall Woloschin ein Ermittlungsverfahren mit Verdacht auf "vorsätzliche Tötung". Man ziehe zunächst "alle Versionen" in Betracht, hieß es in einer Pressemitteilung.

Hohe Selbstmordrate unter ukrainischen Militärs

In den letzten Monaten häuften sich Berichte über eine gestiegene Selbstmordrate ukrainischer Kriegsteilnehmer und Heimkehrer. Am 5. Februar meldete das Portal Westi den Tod von acht  Kriegsheimkehrern seit Anfang des Jahres. Auch der Militärstaatsanwalt Anatoli Mattios bestätigte die hohe Selbstmordrate, allerdings bezogen auf Soldaten in der Konfliktzone. Dabei könnten bis zu 80 Prozent der Frontheimkehrer psychische Störungen aufweisen, so Mattios.